Am Sonntagabend wird am meisten geschlagen. Das zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS). Am zweithäufigsten am Samstag. Die kantonalen Polizeibehörden registrierten im vergangenen Jahr 16'495 Straftaten und 9381 Opfer im häuslichen Bereich. Das BfS geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Nationale Strategie gegen Täter
Ein Viertel aller Straftaten stammt von Wiederholungstätern. Susanne Peter vom Vorstand der Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz fordert daher eine nationale Strategie: «Es fehlt an Ressourcen um präventiv zu arbeiten».
Gut die Hälfte der häuslichen Gewaltstraftaten ereignen sich in einer aktuellen Partnerschaft, 29 Prozent unter Ex-Partnern. «Es ist wichtig für unsere Gesellschaft, dass wir rechtzeitig intervenieren um möglichst nachhaltig in den Familien einen Gewaltstopp herbeiführen zu können», bekräftigt Peter.
Männer müssen Verantwortung übernehmen
Nur jede fünfte Fall von häuslicher Gewalt gelangt an die Polizei, das besagt eine Studie der Schweizerischen Opferbefragung von 2011. Nicht jeder Täter wird also angezeigt. Und einige Männer realisieren selbst, dass etwas nicht stimmt.
Das «Mannebüro Züri» bietet Hilfe für gewaltbereite Männer. Diese müssten lernen, sich zu spüren und Handlungsalternativen zu entwickeln, wenn sie merken, dass sie ausrasten, sagt der Geschäftsleiter Mike Mottl: «Wir versuchen die Männer dahin zu führen, dass sie Verantwortung übernehmen für sich und für ihr Handeln, also nicht immer anderen die Schuld dafür geben».
Weniger Tötungsdelikte
Der Anteil schwerer Gewaltstraftaten im häuslichen Bereich liegt bei 3,9 Prozent. Die Zahl der vollendeten und versuchten Tötungsdelikte ging zurück. Männer sähen sich oft auch als Opfer in Streitigkeiten mit ihren Frauen oder am Arbeitsplatz: «Die Gewalt ist dann ihr Ventil, um mit diesem Stress umgehen zu können und das funktioniert dann auch für den Moment», sagt Mottl.
Ausländerinnen sind häuslicher Gewalt besonders stark ausgesetzt, in einer bestehenden Partnerschaft viereinhalb Mal häufiger als Schweizerinnen. Von den 8953 beschuldigten Tätern waren vergangenes Jahr 79 Prozent männliche und 21 Prozent weibliche Personen.
Meisten Verfahren werden eingestellt
70 bis 80 Prozent der Verfahren wegen häuslicher Gewalt, die vor Gericht kommen, werden eingestellt. Laut Peter Goldschmid vom Bundesamt für Justiz soll dies künftig nicht mehr möglich sein, wenn die angezeigte Person bereits einmal wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurde.