Mit dem Umbau der SVP-Spitze steigt Martullo-Blocher in der parteiinternen Hierarchie auf. Auch wenn die Wahl zur Vizepräsidentin an der SVP-Delegiertenversammlung vom 24. März eine Formsache ist, überrascht die EMS-Chefin in der Sendung mit dem Eingeständnis: «Ich verstehe zu wenig von der Politik.»
Sie werde in der Parteileitung jedoch inhaltlich ihren Beitrag leisten und SVP-Präsident Albert Rösti «ein paar Ideen mitgeben». Angesprochen auf Sitzverluste in den Kantonen wie in Neuenburg und Abstimmungsniederlagen an der Urne wie beim Energiegesetz bilanziert Martullo-Blocher zu Rösti zurückhaltend: «Ich sehe seine Stärken.» Er habe sich etabliert und könne gut mit den Leuten umgehen. Sie hebt seine Französischkenntnisse hervor.
Nicht jeden Tag mit ihrem Los zufrieden
Die Tochter von alt Bundesrat Christoph Blocher hofft nicht, dass sie mit ihrer neuen Rolle nun in der Partei von Ja-Sagern und Abnickern umgeben sei. Man sei sehr kritisch miteinander. Wer in der SVP sei, müsse ein Alphatier sein, «sonst geht man unter». Auf die Frage, ob der Zürcher Nationalrat Roger Köppel für sie in der Parteispitze habe Platz machen müssen, sagt Martullo-Blocher: «Nicht, dass ich wüsste.» Sie habe weder die Firma ihres Vaters führen, noch in die Politik einsteigen wollen. Nun mache sie beides und sei «nicht jeden Tag» mit ihrem Los zufrieden.
Bundesrätin? – «Hoffentlich nicht nötig»
Ob die Parallelen zu ihrem Vater letztlich auch in Richtung Bundesrat führen werden, lässt Martullo-Blocher offen: «Ich hoffe nicht, dass es nötig ist.» Sie hatte zuvor öffentlich erklärt, notfalls ziehe sie das Amt in Betracht, wenn die Schweiz von der EU unerwartet stark unter Druck gesetzt würde. Im «Rundschau talk» verneint sie die Frage, ob dieser Zeitpunkt schon gekommen sei.
Hingegen kritisiert sie den Bundesrat in der Europa-Politik erneut massiv und wirft ihm hinsichtlich eines Schiedsgerichts bei Streitfällen zwischen der EU und der Schweiz vor, das Volk absichtlich zu verwirren. Mit einem Rahmenabkommen würde EU-Recht übernommen. «Wir müssen aber frei sein», so die Unternehmerin und greift auch die anderen Parteien frontal an: «Es ist tragisch, wie wenig sie sich in die bilateralen Verträge einlesen.»
«Warum redest du so lang?»
In der Sendung äussert sich Martullo-Blocher zudem zu ihren ersten Erfahrungen im Berner Politbetrieb, dem sie zu Beginn mangelnde Effizienz konstatiert hatte. Sie habe in der Tat «eine künstliche Welt» angetroffen. Es habe zu Irritationen geführt, dass sie beispielsweise in der Wirtschaftskommission andere Mitglieder gefragt habe: «Warum redest du so lang?». Zurück bei der EMS Chemie, habe sie die Belegschaft dann jeweils noch mehr angetrieben, um verlorene Zeit aufzuholen.