Teigtaschen mit knusprigen Grillen, gefolgt von einem erfrischenden Mehlwurm-Zitronencake. Etwa so könnte die Einladung zum Insekten-Apéro gelautet haben, die den Parlamentarierinnen und Parlamentariern zugestellt wurde. Dieser fand gestern Montag in der Galerie des Alpes im Bundeshaus statt.
«Es gab auch Mehlwurm-Burger, Macarons mit karamellisierten Heuschrecken oder Heuschrecken nature», sagt Matthias Grawehr von Essento. Das Jungunternehmen beschäftigt sich mit Insekten als menschliche Nahrung und hat den Anlass mitorganisiert. Grawehr versichert, der Mehlwurm-Burger schmecke fast wie ein herkömmlicher Burger. «Er ist vielleicht etwas nussiger im Geschmack».
Insekten nur für Eigenbedarf erlaubt
Hinter dem Insekten-Apéro verbarg sich nicht etwa eine neue Ökowelle, die in Bundesbern Einzug gehalten hat, sondern das Anliegen der grünliberalen Nationalrätin, Isabelle Chevalley, und ihrem Team. Sie wollen erreichen, dass der Bundesrat das Schweizer Lebensmittelgesetz über Insekten lockert. Dieses besagt, dass Heuschrecken, Mehlwürmer oder Ameisen wohl für den eigenen Gebrauch gezüchtet und verzehrt werden dürfen, nicht aber deren Handel. Grund: Insekten könnten Krankheiten übertragen, Allergien auslösen oder giftige Substanzen enthalten.
Frittierte Mehlwürmer statt Steak?
«Ich verstehe das einfach nicht. Heute essen Menschen Meeresfrüchte und Pilze, die ebenso Allergien auslösen oder giftig sein können», argumentiert Chevalley. Weltweit ernährten sich zwei Milliarden Menschen mit Insekten. Aus gutem Grund: Die Tierchen seien nahrhaft und enthielten viel Proteine, Mineralien und Ballaststoffe. «Ausserdem benötigt man für die Zucht viel weniger Fläche und Rohstoffe, sie ist demnach schonender für die Umwelt und ein guter Ersatz für Fleisch und Fisch», sagt Chevalley weiter.
Die Nationalrätin hat beim Bundesrat mehrere Interpellationen und einen Vorstoss eingereicht. Nun folgen zwei weitere Interpellationen. Sie wolle nicht lockerlassen. Bereits habe Parteikollege Martin Bäumle seine Teilnahme am Insekten-Apéro zugesichert, sagt sie.
Befinden sich in den Tiefkühlabteilungen von Migros und Coop bald schon Packungen mit Mehlwürmern und Heuschrecken? Matthias Grawehr von Essento ist sich sicher: «Irgendwann werden wir auch in der Schweiz Insekten als Nahrungsmittel kaufen können. Vielleicht in fünf bis zehn Jahren», schätzt er. Bis dahin brauche es aber ein Umdenken in der Gesellschaft und die Bereitschaft, kulturelle Barrieren zu überwinden.