Der Entscheid der CVP war mit Spannung erwartet worden: Eine Unterstützung der Mitte-Partei für die Kandidatur von Regula Rytz hätte das Zünglein an der Waage sein können, wenn am 11. Dezember der Sitz des FDP-Vertreters Ignazio Cassis zur Wahl steht. Doch die Fraktion werde «mehrheitlich» die grüne Kandidatur nicht unterstützen, liess Parteipräsident Gerhard Pfister am Samstag verlauten. Auch zu Hearings werde Regula Rytz nicht eingeladen.
Zwei Drittel glauben nicht daran
Regula Rytz gab sich in der Folge kämpferisch. Sie habe noch Zeit, die Parlamentarier und Parlamentarierinnen zu überzeugen, liess sie verlauten. Doch ist das realistisch? In einer nicht repräsentativen Umfrage erklärten zwei Drittel der SRF-User, die Chancen für eine grüne Bundesrätin seien gleich Null. Lediglich 21 Prozent meinten dabei, eine Kandidatur habe eventuell noch Chancen. 14 Prozent blieben unbeirrt und glauben nach wie vor an Rytz. An der Umfrage nahmen über 2800 Personen teil.
Dass die Kandidatur von Regula Rytz voraussichtlich chancenlos bleibt, finden einige SRF-User richtig. Mark Altheer kommentiert, dass ein Anteil von 13 Prozent «nicht gerade viel» sei: «Hätten die Grünen 15 Prozent oder mehr erreicht, wäre die Sache klar.»
Grüne sollen Erfolg zuerst bestätigen
Viele Kommentatoren weisen darauf hin, dass die Grünen ihren Wahlerfolg zuerst bestätigen müssten. User M.Keller schreibt, dass sich die Grünen selbst schlagen würden: «Anstatt sich mit klaren Zielen weiteren Aufgaben zu widmen, wollen sie gleich die ganze Schweiz, nein die ganze Welt auf einen Schlag verändern.»
Anstatt sich mit klaren Zielen weiteren Aufgaben zu widmen, wollen sie gleich die ganze Schweiz, nein die ganze Welt, auf einen Schlag verändern.
Auch Albert Heusser weist darauf hin, dass eine grüne Kandidatur ohne CVP-Unterstützung chancenlos sei. Nun heisse es «für die Grünen sich im Parlament zu bewähren und Leistung zu zeigen – in vier Jahren wird neu bewertet!» Dies gelte für alle Bundesratsparteien, ein Sitz sei nicht garantiert.
Entscheid der CVP polarisiert
Nicht wenige SRF-User würden sich jedoch eine grüne Vertretung in der Landesregierung wünschen. Christian Bischof schüttelt dabei vor allem über den Entscheid der CVP den Kopf: «Man hätte Frau Rytz wenigstens zu einem Hearing einladen sollen. Egal ob man dann Ja oder Nein zu ihr sagt – soviel Respekt darf man von Politikern erwarten.»
Man hätte Frau Rytz wenigstens zu einem Hearing einladen sollen
Rachid Daniel Menebhi redet den Parlamentarierinnen und Parlamentariern ins Gewissen: «Wer sich von Ihnen die Gewissensfrage stellt, was für eine Welt Sie für uns und unsere Nachkommen möchten, wird seine Stimme am 11. Dezember wohl eher Frau Rytz geben.»
«Kämpferisch» oder «starrköpfig»?
Die kämpferische Haltung von Regula Rytz nach der Absage durch die CVP-Fraktion polarisiert. Reto Derungs attestiert ihr Sturheit und empfiehlt den Grünen, eine Kandidatin oder einen Kandidaten aufzustellen, der nicht so «starrköpfig» politisiere wie Regula Rytz. A. Keller dagegen bewundert ihre Haltung: «Ich würde ihr den Einzug in den Bundesrat gönnen.»
Dass sie trotz der offensichtlich geringen Wahlchancen nicht aufgibt, spricht für ihren Charakter und ihre Persönlichkeit.
Auch Arthur Pünter sieht in der Haltung von Regula Rytz nur positives: «Dass sie trotz der offensichtlich geringen Wahlchancen nicht aufgibt, spricht für ihren Charakter und ihre Persönlichkeit.» Auch Beatrice Fiechter räumt der Kandidatur kaum Chancen ein, hofft jedoch, dass auch unabhängig von einer Bundesrätin Rytz die Politiker «den Willen von grossen Teilen der Bevölkerung zum Schutz unserer Natur und Umwelt weise und schnell umzusetzen gewillt sind.»