Ein Jugendlicher filmt sich, wie er allen einen recht guten Morgen wünscht – dabei ist er nackt. Das Filmchen macht schnell die Runde. Andere Jungs machen es dem ersten nach. Keiner bedenkt, dass das spontane Werk unauslöschlich im weltweiten Netz hängen bleibt und bereits bei der Lehrstellensuche zum Stolperstein werden kann.
«Sexting» nennt die Fachwelt das Verschicken intimer Bilder von sich selbst. Der Begriff kommt von «Sex» und «texting». Er kam auf mit dem Boom digitaler Nachrichtenprogramme wie WhatsApp. Sie haben das Verschicken von Bildern und Videos kinderleicht gemacht. Jürg Kiener, Jugendpsychologe von Pro Juventute warnt: Internet und Smartphones böten die Möglichkeit, den Privatraum in Sekundenschnelle zu durchbrechen. «Die Gefahr wird unterschätzt.»
Pro Juventute
Aktuelle Studien belegen: Sechs Prozent der Schweizer Jugendlichen haben bereits intime Fotos oder Videos von sich über das Mobiltelefon verschickt. Jede dritte Schülerin wurde schon im Internet belästigt. Bei den Schülern machte diese Erfahrung etwa jeder Zehnte der befragten Schweizer Jugendlichen.
Die Studie zeigt aber auch, dass die Jugendlichen Jahr für Jahr dazulernen. Sie sind sich der Gefahren heute viel bewusster als früher. Trotzdem brauche es weiterhin Aufklärung, sagt Urs Kiener. Gefordert seien auch die Eltern. Sie gehörten nicht zu den so genannten Digital Natives und könnten sich gar nicht vorstellen, wie und in welcher Intensität die Jugendlichen die neuen Medien nutzten. «Es ist für unsere Generation, die nicht in die digitale Welt hineingeboren wurde, fast ein Kulturbruch.»
(aebn;brut)