Das Wichtigste in Kürze:
- Der Numerus Clausus, der Eignungstest für die Zulassung zum Medizinstudium, ist umstritten.
- Eine Untersuchung gibt den Kritikern nun teilweise recht: Der Test sei «brauchbar», aber verbesserungswürdig.
- Diskutiert wird, ob der Test allenfalls mit Kurzinterviews oder der Diskussion von Fallbeispielen ergänzt werden soll. Diese Ergänzungen würden allerdings Millionen kosten.
Ganz überzeugt vom Numerus Clausus ist auch Gerd Folkers nicht. Folkers ist Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Innovationsrats, der den Test untersucht hat. Dabei habe sich die Frage gestellt, worauf man die Studienanwärter eigentlich testen wolle:
Es ist vielleicht nicht die ideale Form, aber die beste, die wir im Moment haben. Wir denken, dass es um die Beurteilung von Studierfähigkeit geht und nicht um eine Aussage, wer in 30 Jahren eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird.
Damit bezieht sich Gerd Folkers auf die Kritik am Eignungstest. Dieser sei lediglich auf Wissen, auf kognitive Fähigkeiten fokussiert, argumentieren die Gegner des Numerus Clausus.
Kein geeigneter Test für angehende Hausärzte
Das bemängelt auch Marc Müller vom Schweizerischen Hausärzteverband. Seit der Einführung des Numerus Clausus gebe es immer gleich wenig Studierende, die Hausarzt oder Hausärztin würden, obwohl es in der Schweiz zu wenig Hausärzte habe:
Typisch hausärztliche Qualitäten wie die Kombination von Intellekt und Empathie, werden gar nicht abgefragt und entsprechend auch nicht gefördert.
Entsprechend ist Müller auch enttäuscht, dass der Eignungstest als Zutrittsbeschränkung fürs Medizinstudium bleibt.
Kurzinterviews und Fallbeispiele sind teuer
Aber auch der Schweizerische Wissenschafts- und Innovationsrat sieht Verbesserungspotential. So will man laut Folkers prüfen, ob Kurzinterviews mit den Kandidaten geführt werden sollen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Kandidaten Fallbeispiele diskutieren müssten. Diese beiden Ideen werden laut Folkers als mögliche Ergänzung zum aktuellen Eignungstest diskutiert.
Diese Vorschläge dürften es aber schwierig haben, vor allem weil sie teuer sind: Laut Schätzungen des Schweizerischen Wissenschafts- und Innovationsrats dürften diese Ergänzungen vier bis fünf Millionen Franken zusätzlich kosten.