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Das sagt Gesundheitsminister Alain Berset zu den geplanten Lockerungen
Aus Tagesschau am Vorabend vom 11.06.2021.
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Öffnungsschritte vom 28. Juni Hat Sie der Mut verlassen, Herr Bundesrat?

Der Bundesrat hat heute weitere Lockerungen in Aussicht gestellt - unter anderem das Ende der Maskenpflicht im Freien und Erleichterungen bei der Einreise. Gesundheitsminister Alain Berset nimmt im Interview Stellung.

Alain Berset

Bundespräsident

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Alain Berset ist seit 2012 Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Für das Jahr 2023 ist Berset zudem Bundespräsident. Er wurde 1972 geboren, studierte an der Universität Neuenburg Politik- und Wirtschaftswissenschaften, die er 2005 mit dem Doktorat abschloss. Der Sozialdemokrat war für den Kanton Freiburg im Ständerat und übte dort 2008 und 2009 das Amt des Ständeratspräsidenten aus. Neben seinem politischen Mandat präsidierte Berset den Westschweizer Mieterinnen- und Mieterverband und die Schweizerische Vereinigung zur Förderung der AOC/IGP.

Ende 2023 wird Alain Berset nicht mehr als Bundesrat kandidieren.

SRF News: Herr Bundesrat, wir hatten jetzt zwei deutliche Öffnungsschritte. Der heutige scheint eher moderat. Hat Sie der Mut verlassen?

Alain Berset: Wir können noch nicht sehen, welche Auswirkungen der letzte Schritt hat. Vielleicht verändert sich noch etwas während der Vernehmlassung. Am 23. Juni werden wir beurteilen können, was sinnvoll ist.

Sie sind noch nicht sicher, ob die Zahlen nicht wieder steigen?

Die Zahlen werden ziemlich sicher früher oder später wieder steigen. Wichtig ist, dass wir die Kontrolle nicht verlieren. Ich finde, wir machen jetzt einen weiteren grossen Schritt. Wir lassen Grossveranstaltungen mit 3000 Personen im Innenraum und 5000 Personen draussen wieder zu.

Wir haben in den letzten drei, vier Monaten im Bundesrat bewiesen, dass wir grosse Schritte machen können, ohne die Kontrolle zu verlieren.

Das haben Sie vor zwei Wochen schon kommuniziert.

Aber jetzt kommt die Umsetzung. Und wir sagen auch, was man ohne Covid-Zertifikat machen kann. Wir heben die Maskentragpflicht im Aussenbereich und am Arbeitsplatz auf. Das sind viele Schritte, um den Sommer ruhiger erleben zu können. Klar kann das wieder Auswirkungen auf die Zahlen haben. Aber wir haben in den letzten drei, vier Monaten im Bundesrat bewiesen, dass wir grosse Schritte machen können, ohne die Kontrolle zu verlieren. Das hat funktioniert, weil die Leute sehr gut mitmachen und weil die Impfkampagne sehr gut läuft.

In den letzten Tagen ist die Zahl der Todesfälle wieder etwas gestiegen. Beunruhigt Sie das?

Nein. Die Krankheit zirkuliert immer noch und wird das auch in Zukunft tun. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Leute, die sich schützen wollen, gut schützen können. Wir haben dafür die besten Impfstoffe mit einer hohen Wirksamkeit. Aber es wird immer wieder Menschen geben, die schwere Verläufe erleben.

Sie wollen die Einreise in die Schweiz massiv erleichtern. Für den ganzen Schengen-Raum soll es praktisch keine Einschränkungen mehr geben. Das gilt also auch für Grossbritannien, wo die Delta-Variante zirkuliert und wo eine vierte Welle kommen könnte?

Wir wollen allen Menschen, die getestet, geimpft oder genesen sind, generell das Reisen wieder erlauben. Aber natürlich müssen wir schauen, ob es Mutationen gibt, die problematisch sind. Und dann müssen wir sofort handeln. Das hat bisher gut funktioniert. Wir haben im Winter die Alpha-Virusvariante gehabt (die zuerst in Grossbritannien aufgetreten ist, Anm. d. Red.). Das ist nicht so schlecht gegangen.

Die Zahlen sind damals aber stark gestiegen.

Aber wir haben die Kontrolle nicht verloren. Wir wollen weiterhin sehr wachsam bleiben, um keine unnötigen Risiken einzugehen.

Wir haben sehr gute Entscheide gefällt; aber wir haben sicher auch Fehler gemacht.

Es kommt die Zeit, um Bilanz zu ziehen über die Pandemie. Die Tamedia-Zeitungen haben heute eine solche gezogen mit dem Fazit: Die Schweiz hat die Wirtschaft sehr gut, aber die Menschen weniger gut geschützt.

Es ist noch zu früh, um eine Bilanz zu ziehen. Bei den Impfungen sind wir zum Beispiel viel besser dran, als man im Moment sagt. Wir haben im Bundesrat immer versucht, einen Weg zu finden, wie man das Leid in unserem Land generell vermindern kann: für die Gesundheit, aber auch für die Gesellschaft und für die Wirtschaft. Wir haben sehr gute Entscheide gefällt; aber wir haben sicher auch Fehler gemacht.

Was würden Sie ein nächstes Mal sicher nicht mehr machen?

Zum Beispiel dieser Optimismus, diese Blauäugigkeit letzten Sommer. Als wir meinten, wir könnten sogar wieder Grossveranstaltungen organisieren im Herbst. Das war definitiv keine gute Idee.

Das Gespräch führte Urs Leuthard.

Tagessschau, 11.06.21, 18:00 Uhr ; 

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