Vorbei die Zeiten, als Brigitte Bardot sich als Pelzgegnerin in Szene setzte und Prominente weltweit sich «lieber nackt als im Pelz» zeigten. Nach rückläufigen Geschäftsjahren registriert die Pelzbranche neue Rekorde.
Daran ändert offenbar auch die Schweizer Deklarationspflicht nichts. Die neuen Vorschriften stammen vom März 2013 und sollen nun nach einer Übergangsfrist verbindlich im kommenden Frühjahr umgesetzt werden.
Importverbot gefordert
Für die «Rundschau» hat Vanessa Gerritsen von der Stiftung «Tier im Recht» die Probe aufs Exempel gemacht. An der Zürcher Bahnhofstrasse besuchte sie diverse grosse und kleine Modehäuser. Schon im ersten Laden, in dem sie Marderhund-Pelze fand, bekam sie von vier verschiedenen Angestellten vier verschiedene falsche Auskünfte zu Herkunft und Haltung der Tiere.
«Die Deklarationspflicht ist der falsche Weg», zieht Vanessa Gerritsen ihr Fazit. Nötig sei ein Importverbot. «Die Deklarationspflicht ist einfach beschönigend, sie beruhigt das Gewissen.»
Brutale Szenen
Chinesische Produzenten halten in riesigen Tierfarmen Marderhunde in engen Einzel-Kojen auf Gitterböden. Im Herbst setzen die Tiere ihr begehrtes Fell an - mit dichten langen Haaren und den charakteristischen schwarzen Spitzen. Das ist ihr Verhängnis.
Die «Rundschau» zeigt, wie Marderhunde auf einem chinesischen Marktplatz mit Eisenstangen tot oder eben nur halbtot geschlagen werden, bevor ihnen – oft bei
lebendigem Leib – der Pelz abgezogen wird. Die Aufnahmen eines deutschen Dokumentarfilmers stammen vom vergangenen Winter. Solche Pelze sind jetzt im Handel. Genaue Zahlen dazu liefert die Zollstatistik aber nicht.
Deklarationspflicht schafft Transparenz
Die neue Deklarationspflicht verteidigt Mathias Lörtscher vom Bundesamt für Veterinärwesen. Entscheidend sei, dass die Kunden sich über Herkunft der Pelze informieren und dann entscheiden könnten. «Wenn die Konsumentin und der Konsument weiss, dass Marderhunde in gewissen Ländern schlecht behandelt werden, wird er vielleicht das Produkt nicht mehr kaufen», erklärt Lörtscher.
Die Schweizer Vorschriften lassen es zu, dass bei Unklarheit etwa folgende Etikette dem Pelz beigefügt wird: «Kann aus Fallenjagd, oder Jagd ohne Fallen oder aus jeglicher Haltungsart insbesondere auch aus Käfighaltung stammen.» Auch da könne der Kunde selber entscheiden, ob er so ein Produkt tragen möchte oder nicht, meint Lörtscher. Zahlreiche von der «Rundschau» in der Zürcher Innenstadt befragte Personen hatten ohnehin keine Ahnung, woher der Pelz an ihrem Kapuzenkragen stammte.
Betroffene Firmen kündigten gegenüber der «Rundschau» an, sie würden das Verkaufspersonal besser schulen und die Herkunftsbezeichnung der Ware genauer kontrollieren. Grundsätzlich beziehe man aber bereits heute Pelze nur von vertrauenswürdigen Lieferanten.
Die Pelz-Deklarationspflicht gilt verbindlich ab 1. März 2014. Die Behörden können danach in den Läden Stichproben machen. Fehlbare Detailhändler risikieren dann eine Busse von bis zu 10'000 Franken.