Der 13. April 2013, es ist ein geschäftiger Samstag wie immer an der Zürcher Bahnhofstrasse. Um 9.40 Uhr öffnet das Uhren- und Juweliergeschäft Türler einem draussen wartenden Kunden per Knopfdruck. Mit ihm betreten gleichzeitig drei Unbekannte die Filiale. Alle vier bedrohen die Angestellten mit Waffen und schlagen die Vitrinen ein. Die teuren Luxusuhren im Wert von mehreren hunderttausend Franken verschwinden in einer Sporttasche. Kurz bevor die Polizei eintrifft, verlässt die Diebesbande das Geschäft und fährt in einem grauen Audi davon. Das Auto wird kurz darauf leer in einem unweit gelegenen Hinterhof gefunden. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Täter stammen aus Serbien oder Montenegro
«Sehr ungewöhnlich», war damals das Fazit Marco Cortesi, dem Sprecher der Stadtpolizei in der «Neuen Zürcher Zeitung». Das ist der letzte Überfall, der in der Schweiz auf das Konto der Juwelierdiebe mit dem sinnigen Namen «Pink Panther» geht. Er dauerte nur wenige Minuten. Ein bekanntes Muster.
Die Diebe sind ausserordentlich gut organisiert und haben ihre Zielgeschäfte immer gut ausgekundschaftet. Sie operieren weltweit und verfügen über gute Rückzugsmöglichkeiten. Die meisten Täter stammen aus Serbien oder Montenegro.
Ihren Namen erhielten die «Pink Panther» nach einem ihrer ersten Überfälle in London. Damals versteckten die Diebe einen millionenteuren Diamantring in einer Dose mit Gesichtscreme – in Anlehnung an den «Pink Panther»-Film mit David Niven und Peter Sellers von 1963. Ein Scotland-Yard-Beamter gab ihnen daraufhin den Namen.
Schweiz zunächst ein Primärziel
In der Schweiz trat das Netzwerk nach den Erkenntnissen der Bundeskriminalpolizei (BKP) erstmals im Jahre 2007 in Aktion. Bis 2009 entwickelte sich die Schweiz – neben Frankreich – zu einem der Hauptziele der Gruppierung, wie die «Neue Zürcher Zeitung» damals schrieb.
Zunächst war es schwierig der Bande auf die Schliche zu kommen. Denn: das Netzwerk ist eher lose organisiert. 2009 sprach die Interpol von etwa 200 Mitgliedern. Andere Quellen gehen von rund 60 aus.
Mittlerweile konnten aufgrund erfolgreicher internationaler Zusammenarbeit mehrere Täter verhaftet und verurteilt werden. Dies, obwohl den Tätern offenbar immer wieder auch die Flucht gelingt, wie das jüngste Beispiel im Waadtland zeigt.
Die Zahl der Taten ist 2012 insgesamt von rund 25 auf unter zehn pro Jahr zurückgegangen. Dennoch bleibt eine Zuordnung der Taten schwierig. Mittlerweile haben sich neue Netzwerke gebildet, die nach ähnlichem Muster vorgehen. Trotzdem geht die Bundeskriminalpolizei davon aus, dass die «Pink Panther» nur noch ganz vereinzelt in der Schweiz aktiv sind.