Auch 2022 haben sich Schüler und Schülerinnen aus der Schweiz der Pisa-Studie gestellt. Leistungstests wurden in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften gemacht – wobei Mathematik die Hauptdomäne war. Die Leistung der befragten 15-Jährigen lag jeweils über dem Durchschnitt der OECD-Länder (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit).
Bericht zur Pisa-Studie 2022
Mathematik: sehr gut, aber rückläufig
Resultat: Hier erreichen die Schweizer Schülerinnen und Schüler mit durchschnittlich 508 Punkten ein sehr gutes Ergebnis. Nur sechs Länder erzielen höhere Werte – alles Länder aus Ostasien. Die Nachbarländer Österreich (487), Deutschland (475), Frankreich (474) und Italien (471) liegen hinter der Schweiz. Internationaler Spitzenreiter ist Singapur (575).
Einordnung: Wie in früheren Pisa-Studien handelt es sich beim Resultat der Schweiz um ein sehr gutes Ergebnis, wie es im Bericht im Rahmen des Bildungsmonitorings Schweiz heisst. Trotzdem gibt es drei Auffälligkeiten:
- Seit 2015 zeichnet sich bei der Mathematik ein geringfügiger Rückgang der Leistung ab.
- Nahezu ein Fünftel der Schweizer 15-Jährigen erreicht die Mindestanforderungen an eine mathematische Grundausbildung nicht. Dieser Anteil nimmt über die Jahre hinweg nicht ab.
- Es zeigt sich ein sehr grosser Leistungsunterschied zwischen Jugendlichen aus dem untersten und denjenigen aus dem obersten Viertel der sozialen Herkunft.
Lesen: mittelgut bis gut
Resultat: Die durchschnittliche Leseleistung der Schülerinnen und Schüler in der Schweiz liegt mit 483 Punkten ebenfalls über dem OECD-Durchschnitt (476). 14 Länder erzielten höhere Ergebnisse, neun Länder ein vergleichbares Ergebnis und 57 Länder ein signifikant tieferes Ergebnis. Am meisten Punkte verzeichnet auch hier Singapur (543).
Einordnung: Die Leseleistung der Schweizer Schüler erscheint seit 2015 stabil. Ein Viertel erreicht die Mindestkompetenzen jedoch nicht. Dieser Anteil nimmt seit Jahren nicht ab.
Naturwissenschaften: gut bis sehr gut
Resultat: Auch in Sachen Naturwissenschaften liegt die Schweiz mit 503 Punkten über dem Durchschnitt (485). Neun Länder schneiden noch besser ab, allen voran erneut Singapur (561). Aber auch die Vergleichsländer Estland (526) oder Finnland (511) befinden sich im obersten Segment. Acht Länder liegen gleichauf mit der Schweiz, die restlichen 63 Länder schneiden weniger gut ab, darunter Deutschland (492), Österreich (491), Frankreich (487) und Italien (477).
Einordnung: Bei der naturwissenschaftlichen Leistung der Schweizer Jugendlichen ist der geringfügige Abwärtstrend der letzten beiden Erhebungen gebremst. Gegenüber den Vergleichsländern haben sich die Leistungen seit 2018 verbessert. Dennoch erreicht fast ein Fünftel der Schweizer Schüler das Mindestniveau nicht.
Gründe für den Rückgang der Leistungen
Eine mögliche Erklärung für den Rückgang der Leistungen in Mathematik könnte der Wandel in den Einstellungen der Schüler sein. 15-Jährige in der Schweiz haben 2022 mehr Angst vor Mathematik als im Vergleich zu früheren Erhebungen.
Aber auch die zunehmende Problematik rund um den Lehrermangel könnte ein Erklärungsansatz sein. So erzielten Schüler aus Schulen mit Beeinträchtigungen beim Unterricht wegen Mangels an Lehrpersonen in allen drei Domänen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften signifikant schlechtere Leistungen.
Zudem waren die Schüler im Zuge der Covid-Pandemie grossen schulischen Herausforderungen ausgesetzt. Zwar berichten viele Jugendliche von positiven Lernerfahrungen und einem hohen Wohlbefinden während dieser Zeit. Deutlich negativ beeinträchtigt wurde dagegen die Lernmotivation. Sie fehlte bei rund der Hälfte der 15-Jährigen.