Urs Moser ist der Leiter des Instituts für Bildungs-Evaluation der Universität Zürich. Angefangen hätten die Pisa-Tests damals mit einem Schock, sagt Moser: «und zwar deshalb, weil man der Meinung war, dass die Schweiz weltweit das beste Bildungssystem hat. Und das war vor allem in einem Bereich – im Lesen – nicht der Fall, und das war ein Schock». Immerhin, in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften schnitten die 15-jährigen Schweizer Schülerinnen und Schüler gut ab.
Es folgte eine Leseoffensive: Lesen im Vorschulalter, ausserschulische Leseförderung, Lesenächte. Das habe sich gelohnt, sagt Bildungsforscher Moser: «Es gibt einen konstanten Trend in der Schweiz, und der ist positiv.»
Resultate besserten sich nur leicht
So waren die Resultate 2003, 2006 und 2009 besser, aber nicht viel besser. Die Schweiz liegt immer noch deutlich hinter Spitzenreiter Finnland. Kritischer ist deshalb das Urteil des Bildungsökonomen Stefan Wolter von der Universität Bern: «Das Schwein wird auch nicht fetter durch das Wägen. Und so ist es sicherlich auch mit den Pisa-Tests. Die Schülerinnen und Schüler werden nicht automatisch besser, nur weil ihre Kompetenzen gemessen werden.» Die Pisa-Tests hätten der Schweiz gezeigt, wo Handlungsbedarf bestehe, aber Verbesserungen bräuchten viel Zeit, so Wolter.
Pisa-Tests als Hinweis
Auch Beat Zemp, der Präsident des Schweizerischen Lehrerverbandes, zieht ein positives Fazit der Pisa-Tests, schränkt jedoch ein: «Insgesamt unterstützen wir die Pisa-Tests, man muss einfach sehen, was man daraus folgern kann und was nicht. Es ist wichtig, dass man nicht meint, dass Pisa einfach die Qualität der Bildung messen kann. Pisa gibt einen Hinweis, mehr aber auch nicht.»
Klar ist auf jeden Fall: Dank Pisa wissen die Schweizer Schulen heute besser als vorher, wo sie im internationalen Vergleich stehen.