Eine Kiesfläche, Toiletten/Duschen, Stromanschluss: So einfach sieht ein Durchgangsplatz aus «Da geht es darum, Grundbedürfnisse abzudecken. Kein Luxus, eher Baustellen-Standard», wie es Sandra Bosshard von der Geschäftsstelle Radgenossenschaft der Landstrasse ausdrückt. «Die meisten Autobahnraststätten sind schicker ausgestattet».
Dennoch sind Durchgangsplätze Mangelware. Gemäss der Studie Fahrende und Raumplanung existierten in der Schweiz 2010 14 Standplätze mit 242 Stellplätzen und 43 Durchgangsplätze mit 488 Stellplätzen (siehe Karte). Inzwischen sind es 44 Durchgangsplätze und bald 15 Standplätze.
Das ist zu wenig für die rund 3000 bis 5000 Schweizer Jenischen. Und meist auch nicht gut genug: Auf vielen existierenden Plätzen fehlen Toiletten und Duschen.
Vorurteile der Sesshaften abbauen
Für den Notstand gibt es Gründe: In kaum einer Gemeinde möchten Bevölkerung und Gewerbe so einen Platz in der Nachbarschaft haben. Zum Beispiel in Benzenschwil im Aargauer Freiamt. Sechs Stunden hat am Dienstagabend eine gut besuchte Informationsveranstaltung gedauert (siehe Infobox). Vorurteile und Widerstand waren gross, der Wissensstand der Leute klein, bilanziert Daniel Huber, Geschäftsführer der Radgenossenschaft der Landstrasse. Dennoch hat er «keinen schlechten Eindruck». Mit der Befragung der Bevölkerung stehe man erst am Anfang des Projekts, es sei noch nicht einmal im Richtplan eingezeichnet.
Bis zur Realisierung braucht es oft einen langen Atem. Notwendige Umzonungen, Einsprachen und Petitionen verzögern ein Projekt regelmässig oder bringen es gar zu Fall. «Agility-Anlagen oder Golfplätze werden oft ruckzuck realisiert, bei Durchgangsplätzen können bis zur Realisierung 10 Jahre vergehen», wundert sich Bosshard.
Die Vorurteile sind immer wieder dieselben: Ausländer, die Schweinereien hinterlassen, Gratisferien etc. Das Gegenteil sei wahr, sagt Bosshard: «Die Durchgangsplätze sind primär für Schweizer Fahrende gedacht. Diese machen auf den Plätzen nicht Ferien, sondern sie gehen in der Region ihrer Arbeit nach». Gratis ist es auch nicht: Für den Platz wird eine Miete fällig, pro Tag etwa 5 bis 12 Franken, Strom kostet extra.
Zielgrösse 40/80
Urs Glaus, Geschäftsführer der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende, stellt fest, dass sich die Akzeptanz der Fahrenden auf politischer Ebene eindeutig verbessert habe. Er nennt insbesondere die Kantone Aargau und St. Gallen, in denen sich viel bewege. «Die Bevölkerung hingegen hat noch Aufklärungsbedarf», sagt Glaus diplomatisch. Regionale Unterschiede gebe es durchaus. So seien in Graubünden Fahrende traditionell gut angesehen. In der Westschweiz hingegen sei das Image eher schlecht – geprägt von grossen Roma-Verbänden, die aus Frankreich einreisen.
Eine Studie im Auftrag der Stiftung hat 2010 einen Bedarf von 40 Standplätzen und 80 Durchgangsplätzen für Schweizer Fahrende ermittelt. Davon ist man heute noch weit entfernt. Glaus weiss immerhin von einigen Projekten, neben Aargau und St. Gallen auch in Bern und Zürich: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie auch umgesetzt werden».