- Nicht übertragbare Krankheiten verursachen 80 Prozent der Schweizer Gesundheitskosten – trotz Präventionskampagnen.
- Diese Zahl dürfte noch steigen, weil Präventionskampagnen erst auf Dauer Wirkung zeigen und die Bevölkerung stetig älter wird.
- Den Nutzen von Präventionskampagnen an sich in Frage zu stellen, wäre aber laut Fachleuten und dem Bund falsch. Allerdings: Präventionskampagnen sollen informieren und nicht bevormunden, damit sie auch tatsächlich wirken.
Ein Viertel der Schweizer Wohnbevölkerung leidet unter einer nicht übertragbaren Krankheit. Dazu zählen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Erkrankungen der Atemwege. Mit einem gesunden Lebensstil lässt sich laut Angaben des Bundes die Hälfte dieser Erkrankungen vermeiden oder zumindest verzögern. Doch wer Wunder erwarte, täusche sich, räumt Thomas Mattig, Direktor der Gesundheitsförderung Schweiz, ein.
Präventionsarbeit braucht Zeit. Man kann nicht innerhalb von wenigen Jahren grosse Veränderungen erwarten.
Aber auf Dauer würden Verbesserungen eintreten. Das könne man in praktisch allen Bereichen der Prävention beobachten.
Nicht übertragbare Krankheiten nehmen im Alter zu
Laut Corina Wirth, Geschäftsführerin des Fachverbands Public Health, gehen die nicht-übertragbaren Krankheiten vorerst nicht zurück. Auch in der Schweiz werde die Bevölkerung immer älter.
Gerade Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Erkrankungen des Bewegungsapparates brechen in der Regel im Alter aus. Entsprechend wird es auch immer mehr Menschen geben, die unter diesen Krankheiten leiden.
Information statt Verbote
Bei der Prävention ist Corina Wirth überzeugt, sei Information effizienter als Verbote: «Wir setzen uns dafür ein, dass der Staat den Bürgerinnen und Bürgern nicht vorschreibt, wie sie sich ernähren müssen, wie viel Sport sie treiben müssen und was sie rauchen und konsumieren dürfen und was eben nicht.»
Auch Thomas Mattig vertritt die Auffassung, dass es primär Information braucht, um präventiv gegen nicht übertragbare Krankheiten vorzugehen. Und die Aufgabe, diese Informationen bereit zu stellen, falle eben dem Staat zu:
Heute kann man davon ausgehen, dass Prävention nicht mehr bevormundet, sondern dass Prävention neutrale Informationen zur Verfügung stellt und die Eigenverantwortung ins Zentrum stellt.
Die Zeiten als der Bund wegen schulmeisterlicher Kampagnen zu Süssgetränken oder Zigaretten kritisiert und beschimpft wurde, wie dies vor rund zehn Jahren der Fall war, dürften also vorbei sein.