Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic hat ein präventives Arzneimittel von Astra-Zeneca zugelassen, wie der Pharmakonzern selbst mitteilte. Swissmedic hat die Zulassung inoffiziell bestätigt. Der Bund hat bereits 5000 Dosen der Antikörperkombination bestellt. Doch was kann das Arzneimittel, für wen ist es gedacht und wann wird es eingesetzt? Infektiologe Jan Fehr klärt diese Fragen im Interview.
SRF News: Was kann «Evusheld», dieses Arzneimittel von Astra-Zeneca?
Infektiologe Fehr: Wenn man beispielsweise eine Impfung bekommt gegen Covid-19, dann stimuliert man den Körper, Antikörper zu produzieren. Nun gibt es immungeschwächte Personen, welche nicht in der Lage sind, genügend eigene Antikörper zu produzieren. Sie können somit keinen robusten Immunschutz aufbauen. Was man dagegen machen kann, ist ‹passiv› zu immunisieren – also dem Körper die bereits fabrizierten Antikörper hinzuzufügen.
Für wen sind diese Antikörper denn geeignet?
Das ist für Menschen, die nicht in der Lage sind, nach einer Impfung eine gute Immunantwort aufzubauen und gleichzeitig ein hohes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Nicht gedacht ist es für Personen, deren Körper durch die Impfung oder Erkrankung selbst bereits einen ausreichenden Immunschutz haben. Es wird also sicherlich nicht für die breite Masse eingesetzt.
Wie wird diese Substanz eingesetzt?
Wie erwähnt gibt es Menschen, die trotz Impfung keine oder nur wenige Antikörper entwickelt haben. Bis zur Verfügungsstellung von ‹Evusheld› konnten wir für sie nichts machen, ausser auf die Schutzmassnahmen zu verweisen und im Falle einer Infektion rasch eine Therapie einzuleiten. Wir standen quasi mit dem Rücken zur Wand.
Jetzt – mit dieser offiziellen Zulassung – können wir diesen Menschen helfen, dass sie gut gegen eine Covid-19-Erkrankung geschützt sind.
Jetzt – mit dieser offiziellen Zulassung – können wir diesen Menschen helfen, dass sie gut gegen eine Covid-19-Erkrankung geschützt sind. Das ist Prophylaxe – und zuvor war dies nur sehr limitiert möglich. Dazu muss ich allerdings noch sagen: Die Zulassung von Swissmedic gilt vorderhand nur für die Prophylaxe, noch nicht für die Therapie.
Nützt der Wirkstoff auch gegen das aktuell kursierende Omikron-Virus Ba.5?
Das wissen wir noch nicht so genau. Wir haben aber gesehen, dass die neu zugelassene Substanz bei Patienten gut gegen die früheren Omikron-Varianten Ba.1 und Ba.2 wirkt.
Wir sind zuversichtlich, dass die Substanz auch bei der Omikron Ba.5-Variante wirkt.
Wir sind – gestützt auf Labordaten – zuversichtlich, dass die Substanz auch bei der Omikron Ba.5-Variante wirkt. In welchem Ausmass dies der Fall ist, wissen wir, wenn dann die Ergebnisse der laufenden Studien vorliegen.
Wie unterscheidet es sich vom «berühmten» ‹Paxlovid›, das US-Präsident Joe Biden bei seiner Covid-19-Erkrankung verabreicht bekam?
‹Paxlovid› ist ein bereits zugelassenes Medikament, welches direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreift und so als Therapie bei einer Covid-19-Erkrankung eingesetzt wird.
Das neu zugelassene ‹Evusheld› hingegen besteht aus spezifischen Antikörpern, welche indirekt das Virus bekämpfen und bislang nur für die Prophylaxe von Swissmedic zugelassen ist.
Das Gespräch führte Nico Schwab.