Das Wichtigste in Kürze
- Stützstrümpfe sind in der Schweiz massiv teurer als im Ausland. Ausserdem kosten Mass-Strümpfe in der Schweiz bis zu achtmal mehr als Serienstrümpfe.
- Der Preisüberwacher kritisiert die hohen Margen der Orthopädietechniker in der Schweiz und fordert eine Tarifrevision.
- Die Vergütungsbeträge sollen angepasst werden. Ausserdem soll das Vergütungsverbot für im Ausland gekaufte Strümpfe aufgehoben werden.
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» berichtete im September 2017: «Staatlich bewilligt: Stützstrümpfe für 1000 Franken!» Hörerinnen und Hörer kritisierten die massive Kostensteigerung bei Kompressions-Strümpfen und -Strumpfhosen.
Immerhin: Die Schweizer Krankenkassen bezahlten 2017 in der obligatorischen Grundversicherung 21 Millionen Franken für Kompressionsstrümpfe.
Während bei den Serienstrümpfen ein festgelegter Höchstbetrag gilt, kommt bei den Kompressionsstrümpfen, bei denen ein Orthopädietechniker Mass nimmt, ein anderer Tarif zur Anwendung. Dieser wird zwischen den Orthopädietechnikern und u.a. den Krankenversicherern ausgehandelt. Die letzte Preisanpassung 2016 musste aber wegen «Unwuchten» später nach unten zurück korrigiert werden, wie die Tarifpartner später eingestanden.
Höhere Margen als im Ausland
Der Vergleich des Preisüberwachers zeigt nun, dass Strümpfe bis zu achtmal teurer werden, wenn sie von Orthopädietechnikern gefertigt werden. Besonders krass ist das Beispiel der Strumpfhosen: Rund 130 Franken ab Stange, 1045 Franken nach Mass.
Mit Margen bis zu 73 Prozent seien die Schweizer Orthopädietechniker gut bedient, kommt Preisüberwacher Stefan Meierhans zum Schluss. Sie übersteigen sogar die bekannt hohen Margen bei den Medikamenten. Für einen Strumpf bezahlt man in Österreich durchschnittlich gerade einmal halb soviel wie in der Schweiz. In Deutschland beträgt der Preis 80 Prozent des Schweizer Niveaus.
Pikante Forderungen
Preisüberwacher Meierhans verhehlt nicht, dass er die Margen der Schweizer Strumpfbranche als viel zu hoch einstuft und fragt: «Ist das nachhaltig? Wenn es absurde Ausmasse annimmt, kommt irgendwann die Gegenbewegung.» Diese könne um einiges schmerzhafter sein, als wenn man sich selbst beschränke.
Meierhans formuliert gleich drei Forderungen, die derzeit auch im Parlament diskutiert werden:
- Künftig sollen auch im Ausland gekaufte, serienmässig hergestellte Kompressionsstrümpfe von den Krankenkassen vergütet werden dürfen, um den Wettbewerb auf dem Schweizer Markt anzukurbeln.
- Die Tarife für nach Mass hergestellte Kompressionsstrümpfe sollen nach unten angepasst werden.
- Die Höchstvergütungsbeträge für Serienstrümpfe sollten sich auf einen Auslandpreisvergleich stützen und jedes Jahr angepasst werden.
Der Verband der Schweizer Orthopädietechniker (SVOT) stand für eine Stellungnahme entgegen einer anfänglichen Zusage nicht zur Verfügung. Er wies aber bereits früher darauf hin, dass Kompressionsstrümpfe auf Mass viel Handarbeit bedeute und diese Dienstleistung darum auch entsprechend im Preis sichtbar werde.