Es sind nur wenige Zeilen. Aber es sind eigene Zeilen. Weil die Grünliberalen gar nicht zufrieden mit den Gegenvorschlägen des Bundesrates zur Rasa-Initiative waren, haben sie jetzt ihren eigenen Zuwanderungsartikel 121a verfasst.
«Die Vorschläge des Bundesrates sind ein reines Gebastel. Sie bringen keine Klarheit. Sie haben nach wie vor die Kontingente und Höchstzahlen drin, die wirtschaftsfeindlich und bürokratisch sind», begründet Fraktionschefin Tiana Angelina Moser den Vorstoss ihrer Partei. «Wir möchten Klarheit. Klarheit, was die Erfolgsfaktoren der Schweiz anbelangt: Das ist ihre Offenheit und ihre Vernetztheit.»
Das bezweckt der GLP-Gegenvorschlag:
- Höchstzahlen und Kontingente sollen wieder aus der Verfassung gestrichen werden.
- Ein Bekenntnis zu den Bilateralen und der Personenfreizügigkeit soll klar festgehalten werden.
- Die Zuwanderung soll gesteuert und das «Inländerpotenzial» besser genutzt werden – im Rahmen des völkerrechtlich Möglichen.
GLP-Fraktionschefin Moser und ihrer Partei ist es ernst mit ihrem Anliegen. Gehe das Parlament nicht über die Bücher oder beschliesse es gar, keinen Gegenvorschlag zu formulieren, so würden die Grünliberalen die Rasa-Initiative unterstützen.
Der Jurist Tobias Naef hat schon vor knapp einem Jahr für die Denkfabrik «Foraus» einen viel beachteten Gegenvorschlag zur Rasa-Initiative verfasst. Am Vorschlag der GLP sei er nicht beteiligt gewesen, aber: «Dieser Gegenvorschlag hätte meines Erachtens gute Chancen, weil er eben diesen Kompromiss zwischen der Masseneinwanderungs- und der Rasa-Initiative darstellt. Pragmatische Kompromisse haben in der Schweiz in der Regel gute Chancen», so Naef.
Vorschläge in der Vernehmlassung
Der GLP-Vorschlag kommt just in der Phase, wo die Parteien zu den Vorschlägen des Bundesrates Stellung nehmen können. Seine zwei Varianten eines Gegenvorschlags hatte er Ende Dezember der Öffentlichkeit präsentiert – bis zum 1. März sind sie noch in der Vernehmlassung. Sie gehen unterschiedlich weit:
- In der ersten Variante wird der Zuwanderungsartikel durch eine Bestimmung ersetzt, die völkerrechtliche Verträge berücksichtigt. Diese sind von grosser Tragweite für die Stellung der Schweiz in Europa.
- In der zweiten Variante beschränkt sich der Bundesrat auf die Streichung der Dreijahresfrist zur Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative.