Paris war bei Schweizern bis zu den Anschlägen im vergangenen November ein beliebtes Reiseziel. Im ersten Quartal dieses Jahres brachen die Logiernächte jedoch um 20 Prozent ein.
Die Domäne Sicherheit nehme man erst wahr, wenn sie nicht mehr vorhanden sei, erklärt Christian Lässer, Professor für Tourismus an der Universität St. Gallen. «Vergleichsweise sichere Länder wie die Schweiz haben dann einen Vorteil». Der Aspekt der Sicherheit werde vermutlich in Zukunft noch stärker in die Ferienplanung fliessen.
Werbung wäre unglaubwürdig
Dass die Schweiz den Aspekt der Sicherheit aber künftig eigens bewerben werde, schliesst Lässer aus: «Das würden wir nie tun. Denn auch die Schweiz kann nicht garantieren, dass das Land sicherer ist als eine andere europäische Nation.»
Seit Jahrzehnten und Jahrhunderten stehe die Schweiz für Tradition, Qualität, Sauberkeit und Sicherheit. Und würde sie nun plötzlich die Sicherheit stark machen, wäre das unglaubwürdig.
Zu beobachten ist aber: Zahlreiche Schweizer blieben bereits in diesem Jahr in der Schweiz. Die Zahl der Logiernächte für die Monate Januar bis Mai sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
Für die Sommerferien stehen laut Urs Eberhard, Vize-Direktor von Schweiz Tourismus, das Tessin, die Genferseeregion, der Kanton Graubünden und das Berner Oberland hoch in der Gunst der Schweizer Touristen.
Umliegende Länder mit noch grösserem Wachstum
Bei genauer Betrachtung der Logiernächte fällt auf, dass im selben Zeitraum auch in den ebenfalls verhältnismässig sicheren Reisezielen Österreich und Deutschland mehr Schweizer logiert haben. Der schwache Euro dürfte diese Entwicklung zusätzlich begünstigt haben.
Mehr noch: Die alpinen Destinationen im Umland der Schweiz – also Österreich, Südtirol und Deutschland – haben ein grösseres Wachstum erzielt. Lässer erklärt sich diesen Umstand wie folgt: «Man kennt die Schweiz eben schon und denkt, dass man im Südtirol etwas Neues erleben kann.»
In Konsequenz stelle sich der Schweiz die Aufgabe, das Land als Reise- und Feriendestination immer wieder neu zu erfinden – und zu zeigen, dass es auch hierzulande Überraschendes gebe.
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