- Die Post sieht sich bei der angekündigten Verkleinerung des Poststellennetzes von ursprünglich 1400 auf 800 bis 900 auf Kurs.
- Zwei Jahre nach Beginn der Reorganisation gibt es heute noch 1114 klassische Poststellen.
- Im Gegenzug zu den Schliessungen wird die Zahl alternativer Zugangsstellen wie Agenturen oder Aufgabestationen erhöht.
- Die Gewerkschaft Syndicom wirft der Post Augenwischerei vor.
Rund 200 Filialen hat die Post in den letzten zwei Jahren geschlossen und über 800 Stellen gestrichen. Häufig haben sich Gemeinden und Bevölkerung gegen die Schliessungen gewehrt. «Es war nicht ganz einfach. Die Emotionen sind hochgegangen, es waren Ängste da», bilanziert Thomas Baur, der den Konzernbereich «PostNetz» leitet.
An Hunderten Informationsanlässen hat die Post versucht, die Gemüter zu beruhigen. Ein Hauptargument der Post ist, dass sie insgesamt sogar mehr «Zugangspunkte» als heute schaffe: Filialen, Hausservice durch den Postboten, Paketautomaten und Postagenturen.
Man biete überall eine Lösung an, sagt Baur: «Es darf nicht sein, dass sich die Post aus dem Dorf verabschiedet. In den allermeisten Fällen haben wir eine neue Filiale mit einem Partner eröffnet.» Tatsächlich hat die Post in den letzten zwei Jahren als Ersatz für die 200 geschlossenen Filialen rund 200 neue Postagenturen eingerichtet – in Dorfläden etwa oder in Gemeindeverwaltungen.
Kunden bevorzugen traditionelle Post-Filialen
Die Post spart viel Geld mit der Auslagerung. Die Zahlen beim PostNetz bleiben zwar rot. Bereits aber hat die Post das Defizit im Vergleich zum vorletzten Jahr fast halbiert.
Die Post versucht sich aus der Verantwortung zu stehlen, indem sie das ganze Geschäft an Niedriglohnläden auslagert und die gut qualifizierten Mitarbeitenden abbaut.
Zufrieden aber sind nicht alle. Die Postagenturen stossen auf Kritik, etwa beim Gewerbe, weil Agenturen keine Bar-Einzahlungen akzeptieren. Unzufrieden sind auch Gewerkschafter wie David Roth von der Post-Gewerkschaft Syndicom: «Die Post versucht sich aus der Verantwortung zu stehlen, indem sie das ganze Geschäft an Niedriglohnläden auslagert und die gut qualifizierten Mitarbeitenden abbaut.»
Auch die Kunden bevorzugen traditionelle Postfilialen. Sie sind mit Agenturen weniger zufrieden als mit Filialen. Das zeigte kürzlich eine Umfrage im Auftrag des Bundesrats.
Die Post reagiere auf die Kritik, sagt Kadermann Thomas Baur: «Deshalb sehen wir bei der Ausbildung der Mitarbeitenden und bei der Diskretion Massnahmen vor.»
Syndicom wehrt sich
An seinen Abbauplänen bei den Post-Filialen aber hält der Konzern fest. Bis im übernächsten Jahr verschwinden weitere 200 bis 300 Post-Filialen, neue Post-Agenturen entstehen. Gerade noch 800 bis 900 eigene Postfilialen will der Konzern Ende 2020 betreiben.
Viel zu wenig, findet Syndicom-Vertreter David Roth: «Uns scheint die Zahl von 1200 Poststellen derzeit die richtige, um das logistische Netz zu garantieren.»
Weitere Schliessungen nicht ausgeschlossen
Skeptisch ist auch die Politik. Auf Druck des Parlaments verschärft der Bundesrat zurzeit die Kriterien, wie dicht das Netz an Postfilialen und -agenturen in der Schweiz sein muss. Grosse Auswirkungen allerdings dürften die Verschärfungen nicht haben.
Die Post geht davon aus, dass sie höchstens zehn Filialen oder Agenturen mehr betreiben muss als geplant. Übernächstes Jahr will Post-Konzernleitungsmitglied Thomas Baur den Umbau des Post-Netzes abschliessen.
Für die Zeit nach 2020 gibt Baur keine Versprechungen ab. «Das hängt stark davon ab, wie sich das Kundenverhalten in der Zukunft verändert. Kommt es zu einem drastischen Einbruch bei den Einzahlungen, müssten wir reagieren.» Das würde heissen: Weitere Poststellen schliessen.