Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag beginnt für viele Schülerinnen und Schüler in der Schweiz das neue Schuljahr.
- Die Lehrer im Kanton Zürich drücken jedoch diese Woche selbst noch die Schulbank.
- Sie müssen nämlich zum Informatikunterricht antraben, denn: Die Digitalisierung wälzt die Schulen um.
- Das digitale Schulzimmer erhöht auch den Druck auf die Gemeinden, die IT-Infrastruktur zu verbessern.
3000 Lehrpersonen: So viele Primar- und Sekundarlehrer lernen ab Montag im Kanton Zürich programmieren, mit Daten und Systemen umgehen sowie digitale Geräte und soziale Medien im Unterricht einsetzen.
Wir haben plötzlich einen riesigen Bedarf an Weiterbildungen.
Das Weiterbildungsangebot kommt bei der Lehrerschaft gut an – nicht nur in Zürich. Der Informatiker Beat Döbeli bildet Lehrer aus. Er hat den Überblick, was im Land geht. «Lehrerinnen und Lehrer sind sehr an diesem Thema interessiert. In verschiedenen Kantonen waren mehr Anmeldungen zu verzeichnen als überhaupt Kursplätz da sind», sagt Döbeli. Und: «Wir erleben auch in den Kursen die Lehrpersonen sehr interessiert, aber sie haben auch eine gewisse Ehrfurcht vor dem Thema.»
Die Digitalisierung des Klassenzimmers wird angetrieben davon, dass Tablets und Smartphones omnipräsent sind – und vor den Schulzimmern nicht Halt machen. Der Lehrplan 21 hat deshalb das Thema «Medien und Informatik» zum Pflichtfach gemacht.
Insbesondere im Bereich Informatik fehlt an Pädagogischen Hochschulen oft das entsprechende Fachwissen.
Die Digitalisierung der Schule ist nicht nur für die Lehrerschaft eine Herausforderung. Sie sei es auch für die Pädagogischen Hochschulen, sagt Döbeli und erklärt: «Wir haben plötzlich einen riesigen Bedarf an Weiterbildungen. Pädagogische Hochschulen, die bisher das Thema digitale Medien nicht so stark vorantreiben konnten, wie sie es teilweise wollten, sind jetzt extrem gefordert.» Aber insbesondere im Bereich Informatik fehle an Pädagogischen Hochschulen oft das entsprechende Fachwissen.
Das digitale Schulzimmer erhöht auch den Druck auf die Gemeinden, die IT-Infrastruktur zu verbessern. Ist das WLAN stark genug; gibt es genug Internetzugang, genügend Geräte?
Es ist nicht so, dass es reicht, wenn man einfach die Geräte ins Schulzimmer stellt – das nennen wir die Technikfalle.
Mittelfristig werden Schulen finanziell dadurch entlastet, dass Kinder immer häufiger ihre eigenen Geräte mitbringen. Aber: «Es ist nicht so, dass es reicht, wenn man einfach die Geräte ins Schulzimmer stellt – das nennen wir die Technikfalle», sagt Rahel Tschopp von der Pädagogischen Hochschule Zürich. Vielmehr müssten sich Lehrer, Schulleitung und Schulpflege einig über den Stellenwert der Digitalisierung sein.
Besteht die Gefahr, dass Schüler in ärmeren Gemeinden abgehängt werden, weil ihre Schulen weniger Geld für die digitale Aufrüstung haben? Tschopp: «Diese Gefahr ist sicher vorhanden, weil es bei der ICT- Infrastruktur halt wirklich um grössere Beträge geht – und die finanzstärkeren Gemeinden sicher ihre Vorteile haben.» Allerdings könne es auch in reichen Gemeinden Widerstände geben. Zum Beispiel dann, wenn Eltern gegen die Digitalisierung im Klassenzimmer seien.