Ende Jahr läuft der Grossteil der Konzessionen der SBB aus. Neben der SBB möchten neu auch die BLS und die Südostbahn gewisse Fernverkehrslinien betreiben.
Das Bundesamt für Verkehr, das die Konzessionen vergibt, hatte gehofft, dass sich die Bahnen selber darauf einigen, wer welche Strecken bedient. Die Gespräche sind aber gescheitert. Mit ungewissen Folgen.
SBB und BLS im Clinch
Vor allem die SBB und die BLS haben sich nicht einigen können. Die SBB wollte, dass alle drei Interessenten die Fernlinien untereinander aufteilen, unter dem Dach einer einzigen Konzession.
Auf diese Weise hätte man im Fernverkehr Kosten von bis zu 30 Millionen Franken einsparen können. Dies wäre gelungen, wenn man die rentablen und unrentablen Linien austariert untereinander hätte verteilen können.
Wir haben ein sehr gutes Konzept entwickelt, das wir in eigener Verantwortung fahren wollten. Wir sind überzeugt, dass wir günstiger als die SBB hätten sein können.
Laut SBB hat die BLS aber an ihrem Ziel einer eigenen Konzession festgehalten, weshalb die Gespräche gescheitert seien.
Gerichtsfälle nicht ausgeschlossen
Die Folgen dieses Scheiterns liegen für Andreas Windlinger, Sprecher des Bundesamtes für Verkehr, klar auf der Hand: «Jetzt stehen wir vor einer Situation, in der wir dann wahrscheinlich konkurrierende Gesuche beurteilen müssen. Vielleicht kommt es am Schluss sogar noch zu Gerichtsfällen.»
Wenn mehrere Betreiber auf derselben Verbindung fahren, wird das zu Doppelspurigkeiten führen (...) Dadurch wird das Gesamtsystem letzten Endes teurer.
Gerichtsfälle deshalb, weil sich die SBB kaum eine Konzession für eine rentable Fernverkehrslinie wegnehmen lassen wird und die BLS ihrerseits nicht klein beigeben wird, wenn sie keine Konzession bekommt.
Bundesamt in der Kritik
Nun gerät auch das Bundesamt für Verkehr selber in die Kritik. So moniert Matthias Finger, Experte für Netzwerke an der ETH Lausanne, die Art und Weise, wie das Bundesamt die Ausschreibung der Konzessionen aufgegleist hat: «Es ist schon ein etwas seltsame Situation, wenn man sagt, man möchte der BLS eventuell gewisse Linien geben, aber Wettbewerb möchte man auch nicht. Also eine schweizerische Art so etwas anzugehen.»
Rosinenpickerei gefährdet das Fernverkehrssystem
Denn: Wolle man echten Wettbewerb, so hätte das Bundesamt klar definieren müssen, wie man damit umgeht, wenn eine Konzessionärin vorwiegend rentable Linien erhält, die andere hingegen die unrentablen. Deshalb ist für den Netzwerk-Experten Finger auch klar: «Man kann nicht die lukrativen Elemente herausnehmen und dann der SBB den Rest überlassen.»
Rosinenpickerei durch eine Konzessionärin führe dazu, dass das gesamte Fernverkehrssystem aus den Fugen gerate.