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Schweiz «Lies!» – ein Einfallstor in den Dschihad?

Die deutsche Koranverteilungs-Aktion «Lies!» sorgt bei gemässigten Muslimen in der Schweiz zunehmend für Unbehagen. Trotz ihrer Verbindungen zum Islamischen Staat lässt sich aber kein Missionierungsverbot durchsetzen. Auch der Schweizer Nachrichtendienst relativiert das Gefahrenpotenzial.

Die deutsche Koranverteilungs-Aktion «Lies! Lies den Koran» ist immer öfter auch in der Schweiz anzutreffen. Problematisch daran: Gemäss dem deutschen Verfassungsschutz besteht ein Zusammenhang zwischen «Lies!» und dem Islamischen Staat. Jeder fünfte aus Deutschland stammende IS- oder Al-Qaida-Terrorist soll demnach im Umfeld von «Lies!» radikalisiert worden sein.

«Lies!» als Einstiegsdroge

Schweizer im Dschihad

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Ein junger Ostschweizer reist in den Dschihad, seine schwangere Frau folgt ihm nach. Heute sitzt sie in Syrien fest. Mehr dazu hier.

In der Schweiz wecken die Koranverteilungs-Aktion bei den gemässigten Muslimen Unbehagen aus. So bei Valentina Smajli, der Co-Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam. Sie warnt eindringlich. «Lies!» sei eine Einstiegsdroge in einen gewalttätigen Islam: «Sie vertreten eine Ideologie, die sich mit unseren Grundwerten nicht vereinbaren lässt.»

Smajlis Misstrauen gegenüber die «Lies!»-Aktion ist nicht aus der Luft gegriffen: Der «Lies!» -Aktivisten Hamza beispielsweise, der sich auf seiner Facebook-Seite beim Koran-Verteilen in Zürich zeigt, verherrlicht dort auch das Massaker von Paris: «In Frankreich wurden nicht alle getötet, die es verdient haben.»

Auf die Ausstrahlung der Islam-«Arena» am 23. Januar reagierte Hamza auf Facebook ausserdem mit einem Hassaufruf gegen fortschrittliche Musliminnen wie Saida Keller-Messahli: «Der religiöse Führer Kalif Umar hätte ihnen den Kopf abgehackt für diese Worte und dieses Aussehen - Abtrünnige, Heuchler.»

Widerstand von gemässigten Muslimen

Die «Lies!» -Bewegung wird nicht zuletzt für gemässigte Muslime zum Problem. Gerade jugendliche Muslime wollen nicht länger tatenlos zuschauen, dass immer mehr Junge durch «Lies!» radikalisiert werden. Junes Zouhour zum Beispiel fürchtet, dass die Bewegung muslimische Jugendliche gegen Andersgläubige aufhetze und den religiösen Frieden in der Schweiz gefährde.

Auch Pascal Schöni teilt diese Meinung: «Wenn sie weiter in der Art in der Öffentlichkeit auftreten werden, werden sich die Vorurteile gegen Muslime häufen. Und das wird dem religiösen Frieden sicher nicht zuträglich sein.»

Muveid Mehmeti zufolge schafft die «Lies!»-Aktion Misstrauen, weckt Vorurteile und provoziert unnötig: «Sie schadet in erster Linie uns Muslimen.»

Glaubensfreiheit verhindert Missionierungsverbot

Angesichts der Verbindungen zum Islamischen Staat fordert das Forum für einen fortschrittlichen Islam ein Missionierungsverbot auf öffentlichem Grund für die «Lies!» -Bewegung. Ein solches lässt sich in der Schweiz aber kaum durchsetzen.

Wie Judith Hödl von der Stadtpolizei Zürich erklärt, gibt es nämlich in der Schweiz ein Recht auf Glaubensfreiheit. Deshalb dürfe man auf öffentlichem Grund den Koran oder die Bibel verteilen. «Wenn wir ein Gesuch für eine solche Standaktion haben, dann überprüfen wir sie im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wenn das keine verbotene Organisation ist, dann bewilligen eine solche Aktion.»

Nachrichtendienst relativiert Gefährlichkeit von «Lies!»

Anders als die deutschen Behörden, die «Lies!» als gefährlich einstufen, relativiert der Schweizer Nachrichtendienst das Gefahrpotenzial der Aktion. Im Umfeld von «Lies!» -Aktionen seien bisher lediglich wenige Einzelpersonen festgestellt worden, bei welchen ein dschihadistischer Gewaltbezug bestehe. Bislang habe aber kein organisierter Zusammenhang der Bewegung mit diesen Einzelpersonen nachgewiesen werden können.

Mit dieser Einschätzung gibt sich der SVP-Nationalrat Wobmann nicht zufrieden. Er forderte bereits vor 3 Jahren vom Bundesrat Antworten über die «Lies!»-Bewegung.

Jetzt müssten die Schweizer Behörden handeln: «Ich fordere ganz klar eine Überprüfung von diesen Personen. Nicht nur von jenen, die den Koran verteilen. Sondern auch von den Hintermännern.»

(Sendebezug: «10vor10», 13.03.15)

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