Zwar dauert es noch rund 10 Wochen bis in Paris die Fussball-Europameisterschaft mit dem Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und Rumänien angepfiffen wird. Aber spätestens seit Mitte März grassiert in der Schweiz bereits das EM-Fieber.
Der Grund: Seit dem 18. März tauschen tausende Schweizer wieder die beliebten Panini-Bildchen mit dem Wunsch, das Sammelalbum mit den Fussball-Lieblingen und Mannschaftsbildern möglichst schnell – und vollständig – zu füllen. Tauschen, spielen, kleben – in keinem anderen Land finden die Bildchen so grossen Anklang wie hierzulande. 680 Bilder brauchen die Fusballfans für das EURO-2016-Sammelalbum.
Das Album ist die Basis
Und auf das Sammelfieber zielt Panini: Erstmals hat der Verlag Sammelalben gratis an Schulen verteilt. Der Preis im Einzelverkauf liegt sonst je nach Verkäufer zwischen zwei und drei Franken.
«10vor10» liegt ein E-Mail-Verkehr zwischen einer Zürcher Schule und Panini vor, der einen Einblick bietet in die aus Deutschland koordinierte Verteilaktion. Darin heisst es: «Vielen Dank für das freundliche Telefonat und Ihre Zusage zu der kostenlosen Verteilaktion mit dem ‹Panini EM 2016 Sticker Sammelalbum›. Somit haben Sie die Möglichkeit, Ihren fußballbegeisterten Schülern ein kleines Geschenk zu überreichen.»
Geschenk (fast) ohne Gegenleistung
Die Zürcher Schule hat insgesamt 600 Hefte kostenlos erhalten, dies bei einer Schülerzahl von 540. Als Gegenleistung bittet Panini im Schreiben um «einige Fotos von der Übergabe der Sammelalben sowie ein Feedback der Aktion».
Bei Bernard Gertsch, Präsident des Verbandes für Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH), stösst diese Aktion auf wenig Verständnis. Dass sich Schulen für solche Marketingzwecke einspannen lassen, findet er unhaltbar. Bei der Aktion gehe es klar darum, dass Panini ein Geschäft machen könne. «Da dürfen die Volksschulen nicht mitmachen», so Gertsch.
Ezio Bassi, Direktor von Panini Suisse, verteidigt sich gegen diese Vorwürfe. «In Italien, Spanien und Frankreich machen wir das seit jeher und verschenken die Titel vor den Schulen», sagt er zu «10vor10». Zudem benutzten viele Lehrer das Album sogar für den Unterricht: «Da geht es etwa um Zahlen oder um die Nationalitäten der Mannschaften.»