Dass man das ambitionierte Behörden-Funknetz «Polycom» nachrüsten muss, kaum ist es vollständig in Betrieb, das ist kein Geheimnis gewesen.
Aber dass das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) einen Nachrüstungs-Vertrag für 325 Millionen Franken praktisch freihändig vergeben hat, stösst in der parlamentarischen Finanzdelegation (FinDel) auf wenig Verständnis.
Happige Vorwürfe
Mangelnde Strukturen und eine oft fehlende Verantwortlichkeit wirft das Gremium den Projekt-Managern des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) vor.
Abermals zeige es sich, dass die Abwicklung von Projekten, an denen Bund, Kantone und allenfalls weitere Partner beteiligt sind, mit Schwierigkeiten verbunden sei, schreibt die FinDel in ihrem Jahresbericht.
Für die FinDel steht fest, dass nicht nur die Komplexität des Auftrags zu dieser bald epochalen Projektdauer geführt hat, sondern eben gerade auch diese fehlende strukturelle Stringenz.
Ereignisse überschlagen sich
Dieser ist es nach Auffassung der FinDel auch zu verdanken, dass der Nachrüstungs-Vertrag mit einer französischen Firma über 325 Millionen Franken ohne Verfahren vergeben worden ist. Aufgrund der Lieferanten-Gebundenheit sei dies zwar auf den ersten Blick nachvollziehbar, schreibt die Delegation.
Polycom auf einen Blick
Unklar bleibe jedoch, inwieweit diese Bindung hätte vermieden werden können und ab wann das BABS diese Risiken hätte erkennen müssen. Pikantes Detail in der Geschichte: Auf die jüngste Entwicklung hat die FinDel in ihrem Bericht noch gar nicht reagieren können.
Bei der Nachrüstung von «Polycom» haben sich nämlich die Ereignisse in den letzten Monaten offenbar derart überschlagen, dass die nötigen Mittel nicht im Budget 2016 eingeplant werden konnten. Das VBS beantragte daher Anfang Jahr einen Nachtragskredit über 13,8 Millionen Franken.