Der Rücken schmerzt, der Nacken ist steif, im Bauch kneift ein Magengeschwür: Das ist für zahlreiche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz Alltag. Warnsignale zeigte schon die Gesundheitsbefragung des Bundes von 2012 auf: Die Erwerbstätigen in der Schweiz beurteilten ihren Gesundheitszustand schlechter als noch fünf Jahre zuvor. Die Zahl der krankgeschriebenen Mitarbeiter steigt und steigt. Das zeigen Analysen der Krankenkasse Swica. Sie versichert viele, auch grosse Unternehmen.
«Rückblickend auf die letzten zehn Jahre stehen wir auf einem Rekordwert», sagt Roland Reilly, Abteilungsleiter betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Swica. Bei den Krankheits-Gründen gebe es zudem Auffälligkeiten: «Etwa 32 Prozent der Fehlzeiten gehen auf psychische Erkrankungen zurück, 30 Prozent auf Beschwerden am Bewegungsapparat.»
Beschwerden, wie sie etwa durch stereotype, ermüdende Arbeiten am Fliessband oder an der Supermarkt-Kasse entstehen können. Aber auch durch ungesunde Lebensweise, wie wenig Sport. Psychische Belastungen wiederum entstehen am Arbeitsplatz oft durch hohen Produktionsstress oder privat durch belastende Situationen.
Absenzen kosten Unternehmen viel Geld
Deutlich wirken sich solche Beeinträchtigungen bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus: Bei ihnen sind die gesundheitsbedingten Absenzen in den letzten fünf Jahren von 3,5 auf 4 Prozent gestiegen, jeder 25. ist also krankgeschrieben, zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Die angeschlagene Gesundheit schmerzt nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Arbeitgeber.
«Die Unternehmen handeln immer mehr, weil sie spüren, dass die Absenzvollkosten richtig weh tun», sagt Reilly. «Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Kosten eines Unternehmens.»
Besonders betroffen von der steigenden Zahl von krankheitsbedingten Absenzen sind Unternehmen mit vielen Büroarbeitsplätzen sowie Dienstleistungsbetriebe. Im Verkauf etwa ist die Quote der Krankschreibungen von 2,3 auf 3,3 Prozent gestiegen. Die Unternehmen müssen die krankheitsbedingten Lücken stopfen.
Nachfrage nach Gesundheitsmanagement
Aber das macht nur einen Teil der Kosten aus – hohe Kosten entstehen genauso, wenn sich Mitarbeiter wegen Schmerzen oder psychischen Belastungen übermüdet und angeschlagen an den Arbeitsplatz schleppen. Das senkt die Leistung und die Produktivität im Unternehmen. Laut Gesundheitsförderung Schweiz kostet etwa Stress die Unternehmen fünf Milliarden Franken pro Jahr.
Entsprechend deutlich steigt die Nachfrage nach Beratung und Vorbeugung. 30 Prozent mehr Unternehmen suchen bei ihnen Hilfe, sagt Reilly von der Krankenkasse Swica: «Wir wollen aufzeigen, wie sie sich zu einer gesunden Organisation entwickeln können.» Dazu gebe es Beratung auf Führungsebene, denn gute Führung sei eine wichtige Voraussetzung für eine gute Unternehmenskultur. Zudem gebe es Beratungen auf Verhaltensebene.
Die Logik dahinter: Gesundheitsmanagement gehört zu einem gesunden Unternehmen – und zahlt sich am Schluss für alle aus: für das Gesundheitswesen, die Unternehmen und die Mitarbeitenden.
Sendebezug: «Echo der Zeit» vom 7.8.2016