- Die Erträge der Schweizer Casinos sinken seit 2007 kontinuierlich.
- Geldspiele auf ausländischen Internetseiten werden immer populärer.
- Mit dem neuen Geldspielgesetz sollen auch Schweizer Casinos Glücksspiele im Netz anbieten dürfen. Dafür sollen Spiele auf ausländischen Seiten verboten werden.
- Schweizer Anbieter liefern Abgaben an die AHV und müssen vor Spielsucht schützen.
Alle 21 Schweizer Casinos zusammen machen rund 700 Millionen Franken Umsatz. Allerdings schrumpfen die Einnahmen: In den letzten zehn Jahren haben sie um ein Drittel abgenommen. Andere Anbieter graben den Schweizer Casinos das Geld ab, sagt Marc Friedrich, Geschäftsführer des Schweizer Casinoverbandes. «Das Hauptproblem sind neu entstandene Konkurrenzangebote, die einer viel lascheren Regulierung unterstehen als Schweizer Casinos.»
Konkret: Illegale Spielclubs in der Schweiz und Casinos im grenznahen Ausland, vor allem aber ausländische Online-Geldspiele sind ein grosses Problem.
Wieso überhaupt noch ins Casino gehen?
Gerade junge Spielende suchen nicht mehr das Erlebnis im Casino, sondern spielen lieber allein zu Hause am Computer – und dies auf ausländischen Internetseiten.
Rund 250 Millionen Franken Umsatz flössen so ins Ausland ab, schätzt Friedrich. Das sei viel zu wenig, entgegnet Simon Planzer, Experte für Regulierung von Geldspielen und Berater von zahlreichen ausländischen Anbietern von Onlinespielen. Es werde noch viel mehr online gespielt, das zeige ein Beispiel aus Nordeuropa.
Vergleich mit Verhältnissen in Dänemark
«Dänemark hat einen Onlinemarkt von rund 600 Millionen Euro, das heisst, das Potenzial in der Schweiz wäre sicherlich noch höher», so Planzer. Somit gebe es auch genügend Kunden für alle; auch für ausländische Geldspielanbieter im Internet.
Ausländische Anbieter einfach auszuschliessen und deren Internetseiten zu sperren sei deshalb falsch. Friedrich vom Casinoverband sieht das anders. Ausländische Anbieter würden keine Abgaben an die AHV liefern, wie es Schweizer Casinos müssen, und sie schützten die Spieler nicht genügend vor Spielsucht.
Wer nicht komplett naiv ist in diesem Geschäft, der weiss, dass das Argument des Spielerschutzes nur als Deckmäntelchen missbraucht wird.
Ihre Internetseiten müssten deshalb gesperrt werden. Dass die Schweizer Spieler diese Sperren einfach umgehen könnten, glaubt Friedrich nicht: «Für den Grossteil der Spieler werden diese Sperren Wirkung zeigen. In Frankreich, Italien, Belgien und Dänemark zum Beispiel sind diese Sperren schon eingeführt. Die Erfahrung zeigt, dass sie sehr wirksam sind und sich bewähren.»
Spielerschutz als vorgeschobenes Argument
Planzer, der ausländische Anbieter vertritt, ist anderer Meinung. Schweizerinnen und Schweizer würden auch in Zukunft auf ausländischen Seiten spielen wollen, weil dort das Angebot günstiger oder besser sei. Eine Sperre würde darum nichts bringen. Überhaupt gehe es den Schweizer Casinos gar nicht um den Schutz der Spieler: «Wer nicht komplett naiv ist in diesem Geschäft, weiss, dass das Argument nur als Deckmäntelchen missbraucht wird», so Planzer. «Es geht um knallharten Protektionismus, um die Interessen der terrestrischen Casinos.»
Denn viele ausländische Anbieter wären bereit, sich an die Schweizer Auflagen bezüglich Spielerschutz zu halten. Planzer plädiert deshalb dafür, dass alle, also auch ausländische Anbieter, sich für eine Konzession bewerben und Online-Geldspiele anbieten können, aber entsprechend auch Steuern zahlen und sich an Auflagen halten müssen. So ein Modell hat allerdings im Nationalrat heute wenig Chancen, denn in der vorberatenden Kommission sprach sich nur eine Minderheit dafür aus. Die Mehrheit war für ein Modell mit Heimatschutz.