Die Jugend vom Trinken abhalten – das ist eines der Ziele des revidierten Alkoholgesetzes. Doch dieses Gesetz wurde gestern im National regelrecht zerzaust: Kein Nachtverkaufsverbot für alkoholische Getränke, kein Verbot der sogenannten Happy-Hours und kein Mindestpreis für Alkohol.
Für die Prävention war es daher ein schwarzer Tag. Sauer stösst Suchtexperten vor allem auf, dass sich der Nationalrat gegen einen Mindestpreis für alkoholische Getränke ausgesprochen hat.
«Preisliche Massnahmen sind am effektivsten beim problematischen Alkoholkonsum», sagt Petra Baumberger vom Fachverband Sucht Schweiz im Gespräch mit SRF. Dies belegten mehrere gute Studien aus der Schweiz wie auch im Ausland. Diese preislichen Massnahmen können dabei entweder über einen Mindestpreis oder aber mit höheren Steuern auf Alkohol ergriffen werden.
Nur SP hinter dem Mindestpreis
Für einen Mindestpreis setzte sich gestern im Nationalrat auch Ada Marra von der SP ein. Nichts helfe so sehr gegen übermässigen Alkoholkonsum wie der Preis, sagte sie. Wolle man den Risikokonsum eindämmen und die Jugend schützen, müsse man dort ansetzen.
Doch ihr Votum nützte nichts. Die vom Ständerat in die Vorlage aufgenommenen Mindestpreise für alkoholische Getränke schickte der Nationalrat bachab. Nur die SP und ein Teil der Grünen stimmten dem Vorschlag zu.
Baumberger sieht die Gründe dafür in der Stimmung im Nationalrat. «Es hat sehr viele Vertreter der Wirtschaft, die an einem ganz anderen Strick ziehen, als die Prävention».
Weniger Alkoholkonsum
Wie wichtig sind Präventionsmassnahmen heute noch? Ist doch der Alkoholkonsum zurück gegangen. 2011 trank jeder Schweizer im Schnitt 8,5 Liter reinen Alkohol. 2012 waren es nur noch 8,4 Liter. Damit liegt der Stand so tief wie zuletzt Anfang der Fünfzigerjahre, wie die Eidgenössische Alkoholverwaltung im Sommer bekannt gab.
Das zweifelt auch Baumberger nicht an. Trotzdem sei es wichtig, regulierende Massnahmen zu ergreifen. «Schliesslich sind 250'000 Menschen stark vom Alkohol abhängig», betont Baumberger. Und über eine Million hätten einen problematischen Umgang mit Bier, Wein und Co.
«Alkohol ist ein Konsumgut, das zu unserer Kultur gehört», sagt Baumberger. Dennoch müssten die Gruppen geschützt werden, welche besonders verletzlich und gefährdet seien.