Alf Arnold ist der bekannteste Kämpfer für die Verlagerung des Verkehrs von der Strasse auf die Schiene. Der ehemalige Bundesrat Moritz Leuenberger bezeichnete seinen Verein Alpen-Initiative als «ständigen Stachel im Fleisch der Schweizer Verkehrspolitik». Das will Arnold auch in Zukunft sein und ergreift zusammen mit Grünen, Grünliberalen und SP das Referendum gegen die zweite Gotthardröhre.
SRF: Wie wollen Sie das Stimmvolk für ein Nein gewinnen?
Alf Arnold: Ich bin erstaunt darüber, wie sich Bundesrat und Parlament über den Volkswillen und die Verfassung hinwegsetzen und das Volk für dumm verkaufen. Den einen verspricht man, den Alpenschutz einzuhalten und nur auf zwei von vier Spuren zu fahren, und den anderen will man erklären, dass dann die Staus verschwinden würden. Das geht nicht zusammen.
Ich verstehe auch nicht, warum man 20 Milliarden in die neuen Basistunnels am Gotthard und Lötschberg investiert und noch bevor die Tunnels in Betrieb sind, die Konkurrenz ausbaut. Eigentlich hat das Volk beschlossen, dass der Güterverkehr auf der Schiene abgewickelt werden soll. Man gibt in Bern zu viel Geld für Unnötiges aus.
Um beide Röhren zweispurig befahren zu lassen, wäre wegen des Alpenschutzartikels eine Verfassungsänderung nötig. Ist die Hürde damit nicht hoch genug?
Nein. Das Geld wird bereits ausgegeben und mit Beton eine neue Realität fixiert. Wenn das passiert ist, wird es einfach sein, die Verfassung abzuändern.
Berechnungen zeigen, dass eine zweite Gotthard-Röhre die Zahl der Unfallopfer halbieren würde. Sind sie also gegen mehr Sicherheit?
Nein, überhaupt nicht. Ich wundere mich nur darüber, dass sich der gleiche Bundesrat, der das Sicherheitsargument anführt, gegen Sofortmassnahmen wehrt. Wenn es tatsächlich um die Sicherheit gehen würde, müsste man das Geld dort investieren, wo am meisten Unfälle passieren: In den Agglomerationen. Beim Gotthard stehen alle schweren Unfälle im Zusammenhang mit Lastwagen. Und diese wollen wir eben nicht mehr im Tunnel, sondern auf der Schiene. Dann wäre der Tunnel auch sicherer.
Wie wollen Sie jemanden überzeugen, der einfach schnell in den Süden gelangen will, auf eine zweite Röhre zu verzichten?
In den Agglomerationen ist man täglich im Berufsverkehr unterwegs. Am Gotthard sind dreiviertel der Fahrten in der Freizeit. Das sind pro Tag etwa 17‘000 Fahrzeuge. In den Ballungszentren wie Basel oder Zürich sind es mehrere Hunderttausend pro Tag. Dort stehen die Menschen auch im öffentlichen Verkehr. Dort muss man ansetzen.
Das Tessin wäre während der Gotthardsanierung für drei Jahre abgeschottet. Wie erklären Sie den Tessinern das Referendum?
Da müssen Sie mal die Walliser fragen, warum die nicht abgeschottet sind. Das Oberwallis und das Unterengadin sind nur über einen Autoverlad erreichbar.
Das Gespräch führte Susanne Schmugge.