Das Handy ist im Alltag nicht mehr wegzudenken. Es gibt aber Situationen, wo das praktische Gerät definitiv nichts zu suchen hat. Zum Beispiel im Verkehr. Und doch: Eine Studie der Axa belegt, dass zwei Drittel der Autofahrer und Fussgänger ihr Handy nutzen, während sie im Strassenverkehr unterwegs sind.
Unter dem Titel «Be smart, don’t phone» möchte die Axa der risikoreichen Handy-Nutzung im Strassenverkehr entgegenwirken. Dazu gehört auch ein Crashtest, der die Gefahren aufzeigen soll. Bettina Zahnd, Leiterin der Abteilung Unfallforschung und Prävention der Axa Winterthur, verdeutlicht die eindrücklichen Bilder: «Richtet man bei einer Autofahrt mit Tempo 50 den Blick nur zwei Sekunden lang auf sein Smaprtphone-Display,
dann befindet man sich während 28 Metern im Blindflug.» Und auch die sogenannten Smartphone-Zombies – kurz: Smombies – leben gefährlich. Sind ihre Augen und Ohren im Verkehr auf das Handy fokussiert, können die abgelenkten Fussgänger Verursacher oder Opfer von Verkehrsunfällen werden.
Auch während der Fahrt wird getippt
Amtliche Statistiken belegen, dass rund 21 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden auf Ablenkung und Unaufmerksamkeit zurück zu führen sind. Axa geht davon aus, dass die Handynutzung während der Autofahrt dabei eine grosse Rolle spielt.
In ihrer Studie gab jeder Dritte der Befragten an, selber schon eine heikle Situation erlebt zu haben, weil er selber oder ein anderer Verkehrsteilnehmer durch das Smartphone abgelenkt war. Doch das scheint nicht sonderlich zu beeindrucken: Fast ein Viertel der Autofahrer, die das Handy schon während der Fahrt genutzt haben, lasen schon Textnachrichten, 13 Prozent schrieben sogar selbst Nachrichten.
Ein paar Einblicke in die Axa-Studie:
Aufgrund dieser Zahlen sieht die Axa Handlungsbedarf: Tätigkeiten wie Nachrichten lesen oder schreiben während der Fahrt seien deutlich gefährlicher als telefonieren ohne Freisprechanlage. Bettina Zahnd fordert deshalb: «Jegliche Manipulationen an mobilen Geräten während der Autofahrt sollten Ordnungsbusstatbestände sein und deutlich höher gebüsst werden als das Telefonieren ohne Freisprechanlage.»
Die Unfallforscherin ist überzeugt, dass eine Busse zu einem erhöhten Problembewusstsein führen würde. Laut Studie würden gar 77 Prozent der befragten Autofahrer die Einführung der Busse begrüssen.
Vor allem Junge sind gefährdet
Aber auch die Fussgänger sollen künftig härter angefasst werden. Die Axa-Studie ergab, dass insbesondere Personen unter 35 Jahren das Smartphone überdurchschnittlich oft im Strassenverkehr nutzen. Die Befürchtung besteht, dass solche von Smombies provozierten Unfälle zunehmen und die Opfer tendenziell jünger werden.
Bettina Zahnd fordert deshalb, dass Fussgänger beim Überqueren der Strasse keine Smartphones nutzen dürfen. «Tun sie es doch, sollten auch Fussgänger gebüsst werden», so die Leiterin der Axa-Unfallforschung.
Grobe Fahrlässigkeit kann heute schon gravierende Folgen haben
Laut dem schweizerischen Strassenverkehrsgesetz müssen sich Verkehrsteilnehmer so verhalten, dass sie andere weder behindern noch gefährden. Das gilt für Autofahrer genauso wie für Velofahrer und Fussgänger. Insofern muss schon heute mit Bussen gerechnet werden.
Für SRF-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner ist allerdings ein anderer Punkt entscheidender: «Wenn ich einen Unfall verursache, weil ich ins Handy starrend über die Strasse laufe, kann die Unfallversicherung dies als grobe Fahrlässigkeit auslegen und die Leistung kürzen. Das kann gravierend sein, wenn beispielsweise die Taggelder tiefer ausfallen oder bei Invalidität gar die Rente gekürzt wird.»
Der Forderung nach höheren Bussen steht die Juristin kritisch gegenüber. «Wichtiger ist aus meiner Sicht, dass die Leute wissen, dass sie sich mit diesem Verhalten gesundheitlich und auch finanziell schaden können.»