Im vergangenen Jahr wurden der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) die Rekordzahl von 1753 Verdachtsmeldungen zugetragen, wie aus dem Jahresbericht 2014 hervorgeht, den das Bundesamt für Polizei (fedpol) veröffentlicht hat.
Das sind durchschnittlich sieben Meldungen pro Arbeitstag und entspricht einer Zunahme von einem Viertel gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt beläuft sich der Wert der Verdachtsfälle 2014 auf 3,3 Milliarden Franken.
Selbst 2011, als die politischen Ereignisse in einigen Ländern zu einem ungewöhnlich starken Anstieg der Verdachtsmeldungen geführt hatten, gingen nicht so viele Meldungen wie 2014 ein. Anders als damals habe es im vergangenen Jahr keine ausserordentlichen Ereignisse gegeben, auf die sich die Zunahme an Meldungen zurückführen liesse, schreibt die MROS.
Kanton Zürich im Fokus
Bemerkenswert sei, dass 2014 weit mehr Meldungen als bisher aufgrund des Melderechts erstattet worden seien. «Eine Entwicklung, die ganz im Sinne des Finanzplatzes Schweiz und des Gesetzgebers ist, die sich für die Beibehaltung beider Meldearten, Meldepflicht und Melderecht, entschieden haben.»
Ebenfalls augenfällig im Jahresbericht: Über 90 Prozent aller Verdachtsmeldungen stammen aus fünf Kantonen mit ausgeprägtem Finanzdienstleistungssektor: Zürich, Genf, Bern, St. Gallen und Tessin. Dies war in den vergangenen Jahren aber ähnlich:
Ein Fall von über 200 Millionen Franken
Die gemeldeten verdächtigen Vermögenswerte von 3,34 Milliarden Franken entsprachen einem Zuwachs um über zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sechs Meldungen (drei im Vorjahr) betrafen Beträge von über 75 Millionen Franken (vgl. Diagramm). Ein Fall überschritt gar die Schwelle von 200 Millionen Franken. Zusammen bilden diese sieben Fälle rund einen Drittel der Summe aller gemeldeten Vermögenswerte.
Die sieben Meldungen wurden aus jeweils gänzlich unterschiedlichen Gründen gemacht.
- Verdacht auf Bestechung
- Geldwäscherei
- Veruntreuung oder Insiderhandel
Dies waren die strafbaren Handlungen, die Finanzintermediäre in diesen Meldungen anführten. Verdachtsgrund waren Medienberichte, Informationen von Dritten oder Informationen der Strafverfolgungsbehörden.
Der überaus grösste Teil (85 Prozent) aller 1753 eingegangenen Meldungen wurden gemäss der Statistik durch Banken erstattet. Während deren Meldungen um einen Drittel zunahmen, gingen jene aus dem übrigen Finanzsektor zurück. Am deutlichsten war der Rückgang der Meldungen durch Treuhänder oder Vermögensverwalter.
1753 Meldungen nach Finanzintermediären
Banken | 1495 | |
Zahlungsverkehrsdienstleister | 107 | |
Treuhänder | 49 | |
Vermögensverwaltung | 40 | |
Versicherungen | 11 | |
Effektenhändler | 10 | |
Rechtsanwälte und Notare | 10 | |
Casinos | 9 | |
Kreditkarten-Unternehmen | 9 | |
Kredit-, Leasing-, Factoring- und Forfaitierungsgeschäfte | 3 | |
Rohwaren- und Edelmetallhandel | 3 | |
Übrige Finanzintermediäre | 3 | |
Selbstregulierungsorganisationen (SRO) | 2 | |
Behörden | 2 |
Mehr Verdachtsfälle – weniger Verfahren
Insgesamt leitete die MROS 72 Prozent der Meldungen an die Strafverfolgungsbehörden weiter. Dies entspricht einem Rückgang von rund sieben Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und setzt eine seit drei Jahren feststellbare Tendenz fort.
«Die sinkende Weiterleitungsquote ergibt sich aus der Tatsache, dass die MROS mehr Meldungen ausfiltert, die sich nicht erhärten lassen», heisst es im Jahresbericht. Dies führe zu einer Entlastung der Staatsanwaltschaften.
Das Absinken der Quote erklärt sich auch durch die per Ende 2013 in Kraft getretene Teilrevision des Geldwäschereigesetzes, welche der Meldestelle die zusätzliche Möglichkeit einräumte, bei sogenannt dritten Finanzintermediären Informationen einzuholen.
Auch die verstärkte Zusammenarbeit mit den ausländischen Gegenstellen sowie den Staatsanwaltschaften trug laut MROS zu dieser Entwicklung bei.
Keine systematische Terrorfinanzierung
2014 wurden neun Meldungen wegen Verdachts auf Terrorismusfinanzierung eingereicht; 2013 waren es 33. Die absolute Zahl hat sich zwar stark reduziert, aber im Vorjahr betrafen die Meldungen acht Einzelfälle. 2014 waren die neun Meldungen je ein Einzelfall. Die Vermögenswerte auf den betroffenen Konti waren 2014 doppelt so hoch als 2013, nämlich über eine Million Franken. Von den neun Verdachtsmeldungen zu möglicher Terrorismusfinanzierung wurden drei Meldungen an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet.