Tausende Frauen werden heute zum Frauenstreik schweizweit auf den Strassen erwartet. Sie demonstrieren für mehr Gleichberechtigung, für mehr Lohngerechtigkeit und aus zahlreichen weiteren Gründen.
Wir haben die SRF-User vorab gefragt, ob sie den Frauenstreik für berechtigt halten. Die Tendenz der nicht repräsentativen Umfrage ist eindeutig: 55 Prozent der Umfrageteilnehmer finden, dass der Streik eine gute Sache sei. Mehr als ein Viertel der Befragten kann dem Streik nichts abgewinnen (27 Prozent), und knapp ein Fünftel der Teilnehmer (18 Prozent) hat zwar Verständnis für das Anliegen, hält den Streik aber für das falsche Mittel.
Männer dominieren die Diskussion
Zudem sind zahlreiche Kommentare zum Thema eingegangen – sowohl auf unserer Website als auch über unsere Social-Media-Kanäle. Dabei fällt auf: Kommentiert wird das Thema vor allem von Männern, das aber äusserst kontrovers.
Ein heiss diskutierter Punkt sind etwa die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Mehrere Kommentatoren ziehen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik in Zweifel, wie etwa Daniel Bucher: Das Bundesamt berechne nur die hypothetische Berufserfahrung, schreibt er. «Das heisst Alter minus 15 Jahre – alles unabhängig von der effektiven Berufserfahrung.» Mit solchen Zahlen, so sein Vorwurf, kreiere man Lohnunterschiede und unerklärliche Differenzen, die so nicht existierten.
«Kein Grund, Frauen weniger zu bezahlen»
Andere Kommentatoren haben für die Anliegen der Frauen mehr Verständnis. «Es gibt gar keinen Grund, einer Frau weniger Lohn zu bezahlen», schreibt Daniele Röthenmund. Weniger Gehalt aufgrund von Schwangerschaft oder Kinderbetreuung könne er nicht akzeptieren, zumal sich Frauen in dieser Zeit andere zusätzliche Fähigkeiten aneigneten.
Es gibt gar keinen Grund, einer Frau weniger Lohn zu bezahlen.
Andrea Esslinger denkt über den heutigen Tag hinaus: «Streiken ist ein Anfang. Und danach Lohndiskriminierung vor Gericht konsequent einklagen», fordert sie.
Dass es beim Streik nicht nur um Lohngleichheit geht, betont Emil Hausheer. «Die streikenden Frauen kämpfen für eine gerechtere Welt für alle – das ist Feminismus», ist er überzeugt.
«Streiken sehe ich als den falschen Weg»
Einige User beschweren sich zudem darüber, dass Männer am Streik offenbar von einigen nicht erwünscht sind. «Das Gebaren gewisser Frauen rund um diesen Streik vertieft die Gräben zwischen Frau und Mann nur noch unnötig weiter», schreibt Georg Schneider. Es seien Flyer mit «Verhaltensregeln» für Männer während des Streiks im Umlauf, die nahelegten, dass Männer zu Hause bleiben sollten.
Streiken und für alles den Männern die Schuld geben, sehe ich als den falschen Weg.
Kritische Stimmen am Streik kommen derweil nicht nur von männlicher Seite. «Ich bin auch (...) für gleiche Chancen», betont etwa Desirée Kessler. «aber streiken und für alles den Männern die Schuld geben, sehe ich als den falschen Weg». Gerade bei freiwilliger häuslicher Pflege, so Kessler, müssten sich Frauen gegen ihre Männer behaupten – «wie soll man sie sonst ausserhalb des eigenen Hauses ernst nehmen?», fragt sie.
Der Frauenstreik – das zeigt diese exemplarische Auswahl an Kommentaren – ist ein emotionales Thema. Es bleibt abzuwarten, was die schweizweiten Aktionen von heute tatsächlich bewirken werden.