Elefanten, die vor begeisterten Schaulustigen aus dem Zug steigen, Giraffen, die ihren langen Hals aus einer Blache strecken, eine Parade aus Pferden, Lamas oder Zebras, die das Perron entlanglaufen – das alles war einmal. Der Zirkus Knie und SBB Cargo beenden gemäss «Linth-Zeitung» ihre Zusammenarbeit.
Investitionen und neue Ansprüche
Demnach liegen laut SBB die Gründe bei hohen Investitionen in beispielsweise neues Rollmaterial und bei veränderten Ansprüchen seitens Zirkus Knie. So habe «trotz intensiver Bemühungen keine langfristige Lösung» gefunden werden können.
Über 100 Jahre lang verfrachtete der Nationalzirkus sein vieles Material via Schiene von einer Schweizer Stadt in die andere. In den letzten Jahren wurde aber längst nicht mehr alles mit der Bahn transportiert. Knie war der letzte Zirkus, der per Zug unterwegs war.
Spezielle Waggons für die Elefanten
Es war immer ein Spektakel, wenn die Zugwaggons des Zirkus in eine Stadt kamen. Fredy Knie junior (76) erinnert sich an seine Kindheit: «Wir wurden am Abend aufgeladen, am nächsten Morgen abgeladen und auf den Zirkusplatz gefahren. Dann standen wir wieder auf. Es war eine Art Schlafzug.»
Vor langer Zeit fand auch der Tiertransport auf der Schiene statt. «Den Tieren scheint die Reise gefallen zu haben», ist zu Archivbildern des Fernsehens zu hören, als ein Kamel aus einer Wagenöffnung lugt. Es habe eine richtige Flotte gegeben, sagt Fredy Knie. «Für die Elefanten mussten wir die Wagen erhöhen. Da gab es spezielle Dächer. Wir hatten zwei Extrazüge und viele Tiere auf der Schiene.»
Ein Blick ins Archiv
-
Bild 1 von 9. Ein Elefant steigt aus dem Zug – ein Bild, das man heutzutage nicht mehr sieht. Bildquelle: Keystone/STR.
-
Bild 2 von 9. Wenn der Zirkus mit dem Zug in der Stadt einfuhr, zog das viele Schaulustige an. Bildquelle: Keystone/STR.
-
Bild 3 von 9. Die Kinder durften den Elefanten streicheln. Bildquelle: Keystone/STR.
-
Bild 4 von 9. Früher fand ein Grossteil des Transports von Stadt zu Stadt auf der Schiene statt. Bildquelle: Keystone/STR.
-
Bild 5 von 9. Auch exotische Tiere stiegen in den Zug: Hier ein Watussi-Rind, das in Ostafrika heimisch ist. Bildquelle: Keystone/STR.
-
Bild 6 von 9. Eine Giraffe schaut, was der Arbeiter am Wagen werkelt. Bildquelle: Keystone/Hermann Schmidli.
-
Bild 7 von 9. Die Tiere erlebten ab und an Dinge, die sie sich nicht gewohnt waren: Kamele im Schneetreiben. Bildquelle: Keystone/STR.
-
Bild 8 von 9. Noch 2001 wie hier in Lausanne reisten die Dickhäuter mit der Bahn an. Bildquelle: Keystone/Fabrice Coffrini.
-
Bild 9 von 9. 2019 widmete die SBB dem Nationalzirkus zum 100-Jahr-Jubiläum eine Lokomotive. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
Tiere waren bei den Zugtransporten aber schon länger nicht mehr dabei. Seit diesem Jahr ist nun auch für die Wohnwagen und Materialtransporte Schluss. Es sei zu teuer. «Wir können es mit den neuen Anforderungen finanziell nicht mehr stemmen», sagt Fredy Knie.
Für den Bahnexperten Hans Roth ist der Wegzug von der Schiene auf die Strasse nachvollziehbar: «Wenn man alles zusammenrechnet – weniger Gastspielorte, weniger Transporte – ist es fast logisch, dass es sich nicht mehr rechnet wie früher.»
Neue Tournee feiert bald Premiere
Klar, dass die Bahn weg sei, sei traurig, aber im Zirkus gehe es auch um anderes, sagt Fredy Knie junior: «Die Leute kommen wegen der Zirkusvorstellung, die muss gefallen. Ich schaue vorwärts, nicht zurück.» Die Vorbereitungen für die neuen Vorstellungen seien schon in vollem Gang.
Nach der neunmonatigen Tournee 2022, die laut eigener Aussage eine der erfolgreichsten der Zirkusgeschichte war und rund 300 Shows umfasste, steht die diesjährige Tournee schon in den Startlöchern. Die Premiere soll am 10. März stattfinden.