Die Stromkonzerne dürfen den Konsumenten künftig mehr für ihre Investitionen in den Ausbau des Stromnetzes in Rechnung stellen. Dies hat der Bundesrat entschieden und die Berechnungsmethode für die Verzinsung des von den Unternehmen eingesetzten Kapitals geändert. Für die Konsumenten bedeutet dies, dass sie pro Jahr künftig über hundert Millionen Franken mehr bezahlen müssen.
Energiewende macht Netzausbau nötig
Damit in Zukunft mehr Strom aus erneuerbaren Energien in die Haushalte gelangt, muss das Stromnetz massiv ausgebaut werden. Die Stromkonzerne müssen deshalb Milliardenbeträge investieren. Entsprechend erfreut ist man bei den Unternehmen über den Entscheid des Bundesrates.
«Für die Strombranche ist dies ein erster, sehr wichtiger Entscheid auf dem Weg der Energiestrategie 2050», sagt Michael Frank, Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. Die bessere Verzinsung mache den Ausbau der Stromnetze attraktiver.
Kritik von Preisüberwacher und Gewerbeverband
Gegen den Entscheid des Bundesrates gewehrt hatte sich Preisüberwacher Stefan Meierhans. «Der Entscheid bedeutet eine Mehrbelastung der Konsumenten und der Volkswirtschaft, namentlich der mittelständischen Betriebe», kritisiert er.
Meierhans spricht sogar von einem «Geschenk» an die Stromwirtschaft. Dazu gebe es aber keinen Anlass. Er interpretiert den Bundesrats-Entscheid als Zückerchen an die Strombranche.
Der Bundesrat versuche, sie für die Energiewende, für den Atomaussteig zu gewinnen. «Es ist nicht auszuschliessen, dass bei dem Entscheid politische Überlegungen eine Rolle gespielt haben.»
Kritik kommt auch vom Schweizerischen Gewerbeverband. Er spricht von einem «fürstlichen Geschenk an die Strombarone», wobei diese nicht einmal ihre Leistung verbessern müssten.