Bauernverbands-Präsident Markus Ritter weiss, dass es vielen Bauern mit eher kleinen Höfen zunehmend schlechter geht. In Altstätten (SG), dem Dorf, in dem Ritter seinen Hof hat, kam es schon zu mehreren Suiziden. Es handelt sich um Bauern, die Ritter gekannt hat. «Sehr tragische Fälle», sagt er in der «Rundschau».
In einigen Landesteilen haben die Suizide von Bauern deutlich zugenommen. Im Kanton Waadt nahmen sich letztes Jahr acht Bauern das Leben, im Jahr zuvor die Hälfte. Im Kanton Thurgau waren es letztes Jahr drei aus der gleichen Gegend, alle unter dreissig Jahre alt.
Viele Bauern sind verschlossen, sie öffnen sich nicht.
«Das beschäftigt uns stark», sagt der Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes. Unter den Bauern finde eine intensive Diskussion darüber statt. Ritter glaubt aber nicht, dass solche Suizide zu verhindern gewesen wären. «Viele Bauern sind verschlossen, sie öffnen sich nicht. Depressionen sind schwer erkennbar.»
Zeitpunkt verpasst
Machen Bauern, die in die Schwermut abgleiten, etwas falsch? «Grundsätzlich nein», sagt Ritter. «Aber sie verpassen womöglich den Zeitpunkt, in dem man den Betrieb anders organisieren kann. Gerade in der Milchwirtschaft ist es wichtig, dass man spürt, wenn man kürzertreten muss.» Der Milchpreis ist in den letzten Jahren gesunken, viele Bauern leiden darunter.
Schachtel voller Rechnungen
Markus Ritter setzt sich persönlich für verzweifelte Bauern ein. «Meine Handy-Nummer steht im Internet», sagt er. «Jeder kann mich Tag und Nacht anrufen.» Ein Bauer sei schon mit einer Schuhschachtel voller unbezahlter Rechnungen bei ihm vorbei gekommen. Zwanzigtausend Franken Schulden hatte der Bauer, sein Konto war leer.
«Bei denen, die mich anrufen, ist die Tür schon offen», sagt Ritter. «Dort kann man helfen. Am schlimmsten sind die, die nicht mehr reden. Die sind gefährdet. An die kommt man nicht mehr heran und kann nicht helfen.»