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Swissmedic-Untersuchung Bericht zeigt verbreitete Hygienemängel in Schweizer Spitälern

In Schweizer Spitälern bestehen gemäss Swissmedic Mängel beim Desinfizieren, Sterilisieren, Verpacken und Lagern von Medizinprodukten. Die Branche bittet um Verständnis – und verspricht Besserung.

Man könnte denken, in Spitälern ist es besonders sauber. Denn gerade dort ist Hygiene sehr wichtig – Keime und Bakterien können für Patientinnen und Patienten schnell zur Gefahr werden.

Doch ein aktueller Bericht von Swissmedic zeigt: Bei fast allen der 25 kontrollierten Schweizer Spitälern gibt es Mängel bei den Medizinprodukten, genauer beim Desinfizieren, Sterilisieren, Verpacken und Lagern.

Swissmedic spricht von fehlendem Bewusstsein

Im Vergleich zur letzten Untersuchung in den Jahren 2021/2022 sind wichtige Bereiche sogar noch mangelhafter geworden. Bei den Räumlichkeiten sowie der Reinigung und Desinfektion zeigten 2023 91 Prozent aller Inspektionen Mängel. Bei der Verpackung sowie der Lagerung der medizinischen Produkte sind es 82 Prozent.

«Wir haben sehr oft festgestellt, dass das Personal nicht genügend qualifiziert ist. Es wäre wichtig, dass man das Personal zu entsprechenden Weiterbildungen schickt, dass man ihnen die Möglichkeit gibt, sich weiterzubilden», erklärt Karoline Mathys, die bei Swissmedic für die Überwachung von Medizinprodukten zuständig ist. Die Arzneimittel-Zulassungsbehörde stelle dafür Leitlinien zur Verfügung, die man in Zusammenarbeit mit Fachpersonen erarbeitet habe.

Die Mängel können Auswirkungen haben auf die Produktsicherheit und die Patienten.
Autor: Karoline Mathys Leiterin Bereich Marktüberwachung, Swissmedic

Kristian Schneider ist Direktor des Spitals in Biel und Vizepräsident des Spitalverbandes H+. Auf die schlechten Noten von Swissmedic für die Schweizer Spitallandschaft angesprochen, plädiert er für Verständnis: «Wenn Sie das im Alltag beobachten, dann können Sie zuweilen sagen: ‹Das war nicht ganz nach Schule.› Das heisst aber noch lange nicht, dass das Produkt nicht sauber aufbereitet ist.» Die Schweiz gehöre zu den führenden Ländern, was die Hygienenormen und deren Umsetzung angehe.

Doch genau bei dieser Umsetzung hapere es, findet Swissmedic. Und das sei problematisch. Mathys betont: «Die Mängel können Auswirkungen haben auf die Produktsicherheit und die Patienten.»

Spitäler lagern Aufarbeitung von Medizinprodukten aus

Branchenvertreter Schneider begrüsst den jüngsten Swissmedic-Bericht. «Er hilft uns, besser zu werden.» Er betont aber auch, dass die Patientensicherheit hierzulande nicht gefährdet sei. «Wir sind sehr sauber, wir sind nicht eklig. Wir gefährden die Patienten nicht. Wir machen eine hervorragende Arbeit.»

Dennoch müssen die betroffenen Spitäler handeln, um den Vorgaben von Swissmedic gerecht zu werden. Auch das Spital Biel wurde in einer vergangenen Untersuchung bereits getadelt und hat Verbesserungen angestrebt – immer unter der Obhut von Swissmedic. Ein solcher Prozess kann gemäss Swissmedic-Vertreterin Mathys bis zu einem Jahr oder länger in Anspruch nehmen.

Chirurgen bei einer Operation im OP-Saal.
Legende: Steril, sauber, rein: So soll in den Spitälern gearbeitet werden. Doch gemäss der aktuellen Swissmedic-Untesuchung ist das häufig nicht der Fall. (Symbolbild) KEYSTONE/Gaetan Bally)

Immer häufiger wird die Reinigung der Produkte auch an Private ausgelagert. Das Unternehmen Sermax bereitet Medizinprodukte im Auftrag von Gesundheitsinstitutionen auf. Gemäss Connie Ingold, stellvertretende Leiterin des operativen Geschäfts, ist die Nachfrage gross: «Viele Spitäler leiden unter Personalmangel und stehen unter Kostendruck.»

Der Spitalverband will die Qualität in den Spitälern derweil weiter verbessern und hat darum mit den Krankenversicherern im Mai einen Qualitätsvertrag abgeschlossen. Davon erhofft man sich auch Verbesserungen bei der Aufbereitung der Medizinprodukte.

10vor10, 08.10.24, 21:50 Uhr ; 

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