Zum Inhalt springen

Treffen der Auslandschweizer Auslandschweizer denken über den Umzug in die Heimat nach

Kriege, Krisen und die autoritären Tendenzen vieler Regierungen – die weltpolitischen Entwicklungen bereiten Sorgen.

Über 800'000 Personen gehören zur sogenannten fünften Schweiz. Wie sehr sie die Lage der Welt beschäftigt, zeigte sich am Treffen der Auslandschweizer-Organisation, das unlängst in Bern stattgefunden hat. Viele sind verunsichert – etwa jene, die in den USA leben.

Sorge wegen Demokratie in den USA

Auf der anderen Seite des Atlantik löst Präsident Donald Trump bei vielen Unbehagen aus, weil er rigoros den Staat und die Gesellschaft umbauen will. Jeannette Seifert-Widmer lebt seit bald 27 Jahren in New York, einer Hochburg der Demokraten. Viele ihrer Freundinnen und Freunde seien erschrocken über die politischen Vorgänge.

«Sie sind besorgt. Viele schämen sich auch etwas dafür. Ich selbst werde gar nicht so gerne auf die Problematik im Land selbst angesprochen.» Die Sorgen sind also real. Konkret eine Rückkehr in die Schweiz planen, das würden die meisten Auslandschweizer in den USA dann aber doch nicht.

Viele denken sich: Zum Glück habe ich noch einen way out – also einen anderen Pass.
Autor: Jeanette Seifert-Widmer lebt seit 27 Jahren in den USA

«Viele Auslandschweizer sind halt schon sehr lange dort. Sie haben Kinder, Enkelkinder. Für sie ist es also nicht einfach zu sagen: ‹Ich kehre dem den Rücken und gehe wieder.›» Und dennoch: Einen Schweizer Pass zu besitzen, ist für viele eine Art Notfallversicherung. «Viele denken sich: Zum Glück habe ich noch einen way out – also einen anderen Pass.»

Angst vor Krieg in Europa

Dass die Kriege, Krisen und politischen Verwerfungen in verschiedenen Ländern die Auslandschweizerinnen und -schweizer beschäftigen, merkt man auch bei der Auslandschweizer-Organisation in Bern. Deren Präsident, der frühere Tessiner Mitte-Ständerat Filippo Lombardi, sagt.

Logo der Auslandschweizer-Organisation auf einem Banner.
Legende: Die Delegierten des Auslandschweizerrats, des höchsten Organs der Auslandschweizer-Organisation, trafen sich am Freitag in Bern. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

«Die Schweiz ist ein sicherer Wert. Darum tendieren die Auslandschweizer in Krisenfällen dazu, sich stärker an die Schweiz zu binden als sonst. Das spüren und hören wir hier in der Debatte, in den Fragen, die gestellt werden.»

Die Spannungen in der Welt hätten massiv zugenommen, hält Ralf Steigrad fest, der in Israel lebt – auch auf dem europäischen Kontinent, wo die meisten Auslandschweizer leben. Deshalb, fordert er, müsse man sich auch auf extreme Szenarien vorbereiten und bezieht sich dabei auch auf Aussagen des Schweizer Armeechefs.

7. Oktober in Israel: Ein Betroffener berichtet

Box aufklappen Box zuklappen

Ralf Steigrad gehört zu den fast 30'000 Schweizerinnen und Schweizern, die in Israel leben. Natürlich waren die Terroranschläge vom 7. Oktober 2023 auch für die Schweizer Gemeinschaft in Israel ein tiefer Einschnitt. «Ich habe das so empfunden, dass zuerst einmal eine Schockstarre kam von den Schweizern. Einige waren direkt betroffen – unter anderem auch meine Familie.» Ralf Steigrads Cousine und ihr Mann wurden bei den Angriffen der Hamas getötet.

«Herr Süssli sagt, es könnte bis 2027 Kriege geben in Europa. Man muss das jetzt ernst nehmen und sich überlegen, wie man solche Krisensituationen meistert und wie man in der Schweiz und im Ausland damit umgeht.»

Vorbereitungen für den Ernstfall

Konkret stellt sich für Ralf Steigrad die Frage, wie man eine massenweise Rückkehr von Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern koordinieren würde; aber auch, welche Auswirkungen so eine Entwicklung auf den Wohnungsmarkt in der Schweiz hätte oder auf die Lebensmittelversorgung.

Auch eine ganz praktische Frage stellt sich: nämlich, wie man die Reise-App des Aussendepartements, die bei Evakuierungen eine wichtige Rolle spielt, verbessern und erweitern könnte. Der Vorstand der Auslandschweizer-Organisation wird sich in den nächsten Monaten Gedanken zu solchen Fragen machen und dann entscheiden, ob er mit seinen Forderungen an die Politik treten will.

Diskutieren Sie mit!

Echo der Zeit, 23.03.25, 18:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel