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Die An'Nur Moschee von aussen.
Legende: Die Moschee in Winterthur wird geschlossen. Keystone / Archiv

An'Nur-Verein gibt auf Umstrittene Moschee in Winterthur wird geschlossen

Nach dem Fastenmonat Ramadan ist Schluss. Die umstrittene An'Nur-Moschee wird geschlossen.

  • Die umstrittene Winterthurer An'Nur-Moschee wird geschlossen. Die reisserische Berichterstattung soll schuld daran sein.
  • Es habe keinen Sinn mehr, wird Atef Sahnoun vom An'Nur-Verein zitiert.
  • Die Moschee war in der Vergangenheit wiederholt in die Schlazeilen geraten.

Lichter löschen beim Kulturverein An'Nur, der die gleichnamige Moschee in Winterthur betreibt: Nach dem Fastenmonat Ramadan im Juni wird der Verein aufgelöst.

Atef Sahnoun vom An'Nur-Verein bestätigte im «SonntagsBlick» den Schritt. Es habe keinen Sinn mehr, wird er zitiert. Die Moschee war in der Vergangenheit wiederholt in die Schlagzeilen geraten – zuletzt im Februar nach der Festnahme von zehn Personen wegen eines Angriffs auf zwei Glaubensbrüder, die interne Informationen an einen Journalisten weitergegeben haben sollen.

Die Personen, die hier ein anderes Gedankengut in sich haben, könnten womöglich weitermachen.
Autor: Blerim Bunjaku SP-Lokalpolitiker in Winterthur

Für den Winterthurer Stadtrat Nicolas Galladé kommt die Schliessung nicht unverhofft. Er sagt gegenüber SRF: «Das könnte nun ein Befreiungsschlag sein, sollte sich der Verein wirklich auflösen.» Wichtig sei jedoch, dass man die Leute, die in der An’Nur-Moschee verkehrten, nicht aus den Augen verliere.

SP-Lokalpolitiker Blerim Bunjaku warf dem Stadtrat in der Vergangenheit wiederholt vor, zu wenig aktiv vorgegangen zu sein. «Als Bürger von Winterthur bin ich der Meinung, dass die Schliessung eine gute Nachricht ist», sagt Bunjaku, der selber auch Moslem ist. Aber: «Die Personen, die hier ein anderes Gedankengut in sich haben, könnten womöglich weitermachen. Vielleicht auf eine andere und effizientere Art». Deshalb sei nun insbesondere die Justiz gefordert.

Rettung mit Spenden erfolglos

Die Schliessung der umstrittenen Moschee im Winterthurer Stadtteil Hegi war bereits per Ende 2016 in Aussicht gestellt worden, nachdem sich die Vermieterin, eine kleine Immobilienfirma, geweigert hatte, den langjährigen Mietvertrag zu erneuern. Sahnoun machte damals die Medien verantwortlich: «Die reisserische Berichterstattung ist schuld daran, dass unser Mietvertrag nicht verlängert wurde.»

Ende November tauchten auf Litfasssäulen in Winterthur Plakate mit dem Titel «Moscheerettung» auf. Mit Spenden sollte die Moschee für Gläubige gerettet werden. Anfang 2017 schliesslich einigten sich der Kulturverein An'Nur und die Vermieterin vor der Schlichtungsbehörde auf eine letzte Erstreckung des Mietverhältnisses. Laut Sahnoun haben die Leute Angst, dem Verein Quartier zu bieten.

Razzia und Dschihad-Reisende

Die Moschee sorgte auch im Zusammenhang mit Dschihad-Reisenden für Schlagzeilen. Mehrere Jugendliche waren nach Syrien gereist und hatten sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Alle sollen in der An'Nur-Moschee (Arabisch für «das Licht») radikalisiert worden sein.

Am 2. November 2016 führte die Polizei eine Razzia durch und verhaftete insgesamt vier Personen – darunter einen äthiopischen Imam. Dieser soll in seiner Predigt vom 21. Oktober zur Tötung jener Muslime aufgerufen haben, die sich nicht an die Gebetszeiten halten. Der Dachverband der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ), der fast alle Moscheen im Kanton vertritt, suspendierte den An'Nur-Verein in der Folge.

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