- Bei einem Unwetter in Brienz sind zwei Personen mittelschwer verletzt worden; 70 Personen wurden evakuiert.
- Gebäude, parkierte Fahrzeuge und Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs wurden stark beschädigt.
- Auch die Brienz Rothorn Bahn muss ihren Betrieb bis auf Weiteres einstellen.
- Die Berner Gebäudeversicherung GVB rechnet mit Unwetterschäden von 25 bis 30 Millionen Franken.
Am Montagabend gegen 18:30 Uhr sei der Mühlebach in Brienz BE über die Ufer getreten und habe einen Sammler oberhalb des Dorfes durch mitgeführte Steinbrocken und Holz überfüllt, erklärte der Brienzer Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn heute vor den Medien. Das Material sei unkontrolliert in verschiedene Dorfteile der Berner Oberländer Gemeinde geflossen.
70 Personen wurden evakuiert. Ihre Häuser seien teilweise stark beschädigt, sagte Reto Filli, Chef des regionalen Führungsorgans vor den Medien in Brienz. Ob und wann sie allenfalls wieder bewohnbar sind, ist völlig offen. Sobald als möglich, wolle man den Betroffenen die Möglichkeit geben, persönliche Sachen aus den Häusern zu holen. Aber dafür müsse die Lage sicher sein.
Die Hauptstrasse und die Bahnlinie zwischen Interlaken und Brienz sind unterbrochen und dürften es auch noch geraume Zeit bleiben. Brienz ist erreichbar über die Autobahn am anderen Seeufer. Es verkehren Bahnersatzbusse.
Brienz Rothorn Bahn bis auf Weiteres eingestellt
Auch das Gebiet Brienz-Änderdorf ist aufgrund der anhaltenden Gefahrenlage bis auf Weiteres gesperrt und laut Reto Filli, Chef des regionalen Führungsorgans, «eine absolut rote Zone».
Beschädigt wurde ausserdem die Gleisanlage der Brienz Rothorn Bahn. Aktuell ist der Bahnbetrieb aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres eingestellt, teilten die Verantwortlichen mit.
Auch der Brienzer Friedhof war stark von den Regenfällen betroffen. Geplante Beerdigungen können derzeit nicht durchgeführt werden.
Innerhalb einer Stunde ist in Brienz etwa ein Drittel der üblichen Monatsmenge an Regen gefallen. Es seien 42 Millimeter Regen registriert worden, sagte ein Meteorologe von Meteoschweiz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Sollte es erneut stark regnen, werden die Einsatzkräfte in Brienz versuchen, das Wasser kontrolliert durch den Bahntunnel in den See zu lenken.
Bei der Gebäudeversicherung Bern GVB gingen bereits rund 200 Schadenmeldungen ein. Erwartet werden rund 1000 Gebäudeschäden und eine Schadensumme von rund 25 bis 30 Millionen Franken.
Strecke Grindelwald-Interlaken für Autos wieder offen
Die Bahnstrecke der Berner Oberland-Bahn (BOB) zwischen Zweilütschinen und Grindelwald BE bleibt nach dem Unwetter vom Montagabend voraussichtlich bis und mit Freitag unterbrochen, wie die Jungfraubahnen mitteilten. An Gleis und Fahrleitung seien Schäden durch das viele Wasser und umgestürzte Bäume entstanden.
Seit Dienstagmorgen fuhren Reisende von und nach Grindelwald über Wengen/Männlichen. Ab Dienstagabend werde ein Bahnersatzbusbetrieb aufgezogen.
Auch im Kanton Aargau wehten Sturmböen Bäume um und Starkregen füllte Keller. 30 Feuerwehren standen an rund 150 Schadenplätzen im Einsatz.
Im Kanton Luzern gingen bei der Polizei rund 50 Notrufe ein. Bei den Meldungen handelte sich hauptsächlich um umgestürzte Bäume und Wasser, welches in Gebäude eindrang.
Axenstrasse im Kanton Uri teilweise wieder befahrbar
Die Axenstrasse im Kanton Uri wird nach einem Felssturz am Montagabend teilweise wieder freigegeben. Der Transitverkehr muss jedoch weiterhin über die A2 umgeleitet werden. Sisikon ist nur von Süden her erreichbar.
Die Axenstrasse zwischen Morschach und Sisikon bleibt demnach gesperrt, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) mitteilte.