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Schweiz Verdacht auf schwere Nebenwirkung bei Krebsprävention für Mädchen

Die HPV-Impfung soll vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Doch es gibt Fälle, bei denen Mädchen später z.B. an Multipler Sklerose erkrankt sind – auch in der Schweiz. Trotz Verdacht auf einen Zusammenhangs zwischen Impfung und gravierenden Nebenwirkungen hält der Bund an seiner Impf-Empfehlung fest.

Der Albtraum begann für Jessica Mühlethaler nach der HPV-Impfung: Die damals 17-jährige aus dem Kanton Waadt konnte plötzlich nichts mehr sehen. Im Spital kam das Augenlicht zwar zurück, doch die Diagnose blieb niederschmetternd: Jessica Mühlethaler ist an Multipler Sklerose erkrankt – einer unheilbaren Autoimmunkrankheit.

Jessicas Eltern meldeten die Krankengeschichte ihrer Tochter der Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungsstelle für Medikamente. Der Verdacht der Eltern: Die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) hat die schwere Krankheit bei ihrer Tochter ausgelöst.

Nebenwirkungen sind Swissmedic gemeldet

Swissmedic kann dies nicht ausschliessen: «Wir müssen sagen, dass ein klarer zeitlicher Zusammenhang mit der Impfung besteht», sagt Rudolf Stoller von Swissmedic gegenüber der «Rundschau». Er lässt aber offen, ob die Impfung die Krankheit verursacht hat. «Wir haben es als möglich beurteilt.» Für Swissmedic übertreffe aber der Nutzen der Impfung die Risiken nach wie vor deutlich.

Allerdings wurden bei der Swissmedic 164 Fälle von unerwünschten Nebenwirkungen in Verbindung mit dem Impfstoff «Gardasil» seit der Zulassung 2006 gemeldet. Am meisten betroffen ist das Nervensystem. 62 Fälle von Nebenwirkungen wurden als schwerwiegend eingestuft. Auf dem Markt gibt es eine zweite HPV-Impfung, «Cervarix» von Glaxo-Smith-Kline. Dieser Impfstoff kommt in der Schweiz nur bei 2 Prozent zum Einsatz. Swissmedic hat zwei Meldungen zu «Cervarix» erhalten.

Die junge Frau greift zu einer Schachtel Medikamente vor sich.
Legende: Jessica Mühlethaler muss nach der HPV-Impfung verschiedene Medikamente regelmässig einnehmen. SRF

Doch über diese gravierenden Nebenwirkungen informiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Impfkampagne kaum. Das BAG rät allen Mädchen, sich gegen HPV impfen zu lassen. Das sogenannte humane Papillomavirus (HPV) gilt als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs. Jessica und ihre Eltern haben der Impfempfehlung des BAG vertraut: «Im Nachhinein frage ich mich: Warum nur machte ich diese Impfung?»

Weitere Fälle auch im Ausland

Die «Rundschau» weiss von weiteren Fällen. In Frankreich ist auch die 18-jährige Marie-Océane Bourguignon nach der HPV-Impfung an Multipler Sklerose erkrankt. In Frankreich untersucht eine staatliche Gesundheitskommission Fälle mit gravierenden Nebenwirkungen. Auch den Fall Bourguignon. Die Kommission kam zum Schluss, dass die Impfung mit «Gardasil» die Krankheit von Marie-Océane offenbar ausgelöst oder beschleunigt habe.

Die Familie Bourguignon hat zusammen mit 54 weiteren Familien Klage eingereicht gegen die französische Medikamentenprüfstelle und gegen den Hersteller des Impfstoffs «Gardasil», Sanofi Pasteur MSD.

Das Pharmaunternehmen bestreitet eine Verbindung zwischen dem Impfstoff und den Nebenwirkungen und schreibt der «Rundschau»: «Ein gehäuftes Auftreten von Multipler Sklerose bei mit «Gardasil» geimpften Mädchen wurde bisher nicht beobachtet.»

Doch Kritik am Impfstoff «Gardasil» gibt es auch in anderen Ländern: Japans Gesundheitsbehörden haben nach mehreren tausend Meldungen von Nebenwirkungen beschlossen, die HPV-Impfung nicht mehr zu empfehlen.

In Zusammenhang mit der HPV-Impfung wurden in den USA 259 Entschädigungsanträge wegen schwerer Nebenwirkungen gestellt. Davon 12 Todesfälle. 73 Fälle wurden anerkannt und ausbezahlt.

Auch der Deutsche Kinderarzt Steffen Rabe beurteilt den Impfstoff «Gardasil» kritisch: «Die HPV-Impfung ist fragwürdig, weil bis jetzt der Beweis aussteht, dass auch nur ein einziger Fall an Gebärmutterhalskrebs weltweit durch die HPV-Impfung verhindert worden wäre.»

«Hervorragende Resultate»

Sanofi schreibt dazu, bei Fachleuten stehe eher der grosse Erfolg der Impfung bei der Verhinderung von Erkrankungen im Vordergrund. Sanofi verweist auf eine Studie aus Australien: «Besonders in Australien, wo bereits früh eine hohe Durchimpfung der jungen Mädchen erreicht wurde (über 80 Prozent), zeigen sich bereits nach wenige Jahren hervorragenden Resultate.»

Steffen Rabe kennt die Zahlen aus Australien: «Die Studie zeigt nur, dass die Impfung Genitalwarzen verhindert, dafür ist sie aber nicht gemacht.» Der Kinderarzt betont, dieser Nutzen rechtfertige das Risiko nicht, das mit dieser Impfung verbunden sei.

Sanofi schreibt, der Rückgang der Genitalwarzen sei deshalb von grossem Interesse, weil damit nachgewiesen werde, dass der Impfstoff funktioniere wie geplant. «Somit darf auch eine entsprechende Wirkung auf verschiedene Krebsarten (u.a. Gebärmutterhalskrebs) erwartet werden», so Sanofi.

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