Das Wichtigste in Kürze
- Wer beim Onlineportal Viagogo Tickets bestellt, bezahlt oft viel zu viel.
- Viele klicken die Seite dennoch an, denn sie erscheint bei den Google-Suchresultaten oft an erster Stelle – noch vor den Seiten der offiziellen Verkaufsstellen.
- Der Grund: Viagogo scheint an Google viel Geld für solche Spitzenpositionen zu bieten. Die bevorzugten Plätze werden nämlich in Form einer Auktion vergeben.
- Das ist auch Ticketcorner ein Dorn im Auge, der offizielle Ticketverkäufer ist aber machtlos. So viel Geld könne man nicht bieten, ohne dass sich das auf die Billettpreise auswirken würde.
Schon mehrmals berichteten «Kassensturz« und «Espresso» über die Ticketplattform Viagogo. Wer dort Tickets für ein Konzert oder einen Sportanlass bestellt, bezahlt häufig ein Vielfaches von dem, was die offiziellen Verkaufsstellen verlangen (siehe Linkbox «Mehr zum Thema»).
Dennoch geraten nach wie vor viele Ticketkäufer an die Plattform. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Sucht man auf Google nach Tickets, dann listet die Suchmaschine häufig den Link zu Viagogo als erstes auf.
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Die offiziellen Verkaufsstellen wie zum Beispiel Ticketcorner findet man erst weiter unten. Dieses Google-Ranking ist auch dem Medienverantwortlichen von Ticketcorner, Stefan Epli, ein Dorn im Auge: «Das ist sehr ärgerlich. Viagogo ist zwar nicht immer an erster Stelle, aber definitiv ist Ticketcorner da zu wenig zu finden.»
Die ersten vier Plätze sind für die zahlende Kundschaft reserviert
Das Problem: Menschen sind bequem. Auch bei der Google-Suche. Und so klicken wir nach einer Suchanfrage meist nur auf den ersten Link, vielleicht noch auf den zweiten. Das weiss auch Google und verdient gutes Geld damit. Die ersten vier Plätze in der Ergebnisliste sind nämlich nicht etwa reserviert für die Internetseiten, die am besten zu den Suchwörtern passen, sondern für Internetseiten, deren Betreiber Geld bezahlen. Solche Seiten heissen Adwords und man erkennt sie am kleinen grünen Rechteck mit der Inschrift «Anzeige».
Die Ticketplattform Viagogo – eigentlich eben nicht die erste Adresse, die man wählen sollte – ist bei diesen Adwords oft vorne mit dabei, nicht selten sogar auf dem ersten Rang. «Espresso» wollte von Google wissen, wie das zustande kommt, erhielt aber keine konkreten Antworten. Man verwies lediglich auf die Informationen im Internet. Und diese klingen sehr geheimnisvoll und kompliziert.
Wer mehr bezahlt, ist bei Google weiter oben
Kurz erklärt: Beim Kampf um die obersten Plätze geht es zu wie in einem Auktionshaus. Bei jeder Suchabfrage geht das Bieten los: Firmen geben Gebote an Google ab für die ersten vier Ränge in den Suchergebnissen. Und Google entscheidet dann, ob die Seite überhaupt für Adwords in Frage kommt und auf welchem Rang sie landet. Laut Google sind dafür vor allem folgende Punkte ausschlaggebend:
- Die Höhe des Gebots
- Die Qualität der Seite
Mit der Qualität ist in erster Linie gemeint, dass die Suchwörter, die jemand auf Google eingibt, mit der Internetseite übereinstimmen. Bei Ticketcorner oder Viagogo sind diese Suchbegriffe sicher ziemlich gleich: «Ticket» und zum Beispiel «Andreas Gabalier». In der Qualität der Seite sollten sich die beiden Ticketplattformen also nicht unterscheiden. Die Vermutung liegt nahe, dass Viagogo schlichtweg mehr bezahlt, um ganz oben zu sein. Das bestätigt auch Stefan Epli von Ticketcorner: «Das ist eine rein finanzielle Angelegenheit; wer Google mehr bezahlt, ist auch weiter oben im Ranking.»
Unternehmen bezahlen zehntausende Franken pro Monat
Aus den Google-Informationsseiten:
Nun ist man geneigt zu sagen: «Lieber Ticketcorner, dann überbiete doch einfach Viagogo bei der Google-Auktion!» Das will Ticketcorner aber definitiv nicht. Denn für höhere Gebote braucht es mehr Werbebudget, und das würde sich auf die Ticketpreise auswirken: «Dann müsste der Konsument plötzlich einiges mehr bezahlen, nur damit wir das oberste Google-Ranking haben.» Und das sei weder im Sinne des Kunden, noch des Veranstalters und auch nicht von Ticketcorner, fügt Epli an.
Genau das scheint aber die Strategie von Viagogo zu sein. Und das Geld für das gute Ranking holen die Betreiber dann mit überrissenen Billettpreisen und Gebühren bei den Kunden wieder ein.
Wie viel man für einen Spitzenplatz auf der Google-Suchergebnisliste bezahlen muss, daraus macht Google übrigens ein grosses Geheimnis. Auf der Internetseite steht lediglich, dass einige Unternehmen monatlich zehntausende von Franken für Google-Adwords bezahlen, bei anderen genüge ein Betrag von ein paar hundert Franken.