Jährlich werden in der Schweiz im Durchschnitt 30'000 Personen ausgesteuert. Das heisst, sie verlieren ihren Anspruch auf Arbeitslosentaggeld. Für die Ausgesteuerten ist diese Situation nicht nur finanziell, sondern auch psychisch belastend. Gleichzeitig wird die Arbeitslosenstatistik um ihre Zahl «geschönt». Die Zahl der Ausgesteuerten folgt in der Tendenz dem Verlauf der Arbeitslosenquote.
Risiko ungleich verteilt
Jüngere laufen gemäss einer Studie des Bundesamtes für Statistik (BfS) weniger Gefahr, ausgesteuert zu werden, als Personen über 30 Jahre. Die Studie zeigt die Situation der Ausgesteuerten mit Blick auf eine Wiederanstellung, die neuen Arbeitsbedingungen und den Lohn.
Zur Risikogruppe gehören zudem Personen mit dünnem Schulsack, Frauen, Alleinerziehende und Alleinlebende sowie ausländische Staatsangehörige. Während Ausländerinnen und Ausländer nur 26 Prozent der Erwerbstätigen ausmachen, steigt ihr Anteil unter den Ausgesteuerten rasant auf 45 Prozent an. Weniger stark übervertreten sind die Frauen (48 Prozent), die an der Erwerbsbevölkerung einen Anteil von 46 Prozent haben.
Mehrheit findet wieder Arbeit
Die Betroffenen sind auf dem Arbeitsmarkt aber nicht chancenlos, auch wenn ihnen bei Bewerbungen viele Absagen ins Haus flattern: Innerhalb von fünf Jahren haben sieben von zehn Ausgesteuerten wieder eine Arbeit, wie die Studie zeigt. Die Hälfte kann sogar bereits im ersten Jahr wieder arbeiten. Die meisten (86 Prozent) lassen sich anstellen, die Selbstständigkeit wählen wenige.
Nach fünf Jahren sucht noch einer von zehn Ausgesteuerten eine Anstellung, zwei haben sich dagegen ganz vom Arbeitsmarkt zurückgezogen – meist wohl nicht freiwillig. Und noch eins zeigt die Studie: Ausgesteuerte brauchen vor allem Geduld. Denn je weiter ihre Aussteuerung zurück liegt, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder ins Berufsleben zurückgefunden haben (siehe Tabelle unten). Das gilt allerdings nur beschränkt für die 45- bis 64-Jährigen, die es als Ausgesteuerte auf Stellensuche erst recht schwer haben.
Arbeitsbedingungen meist schlechter
Wer aber wieder eine Arbeit gefunden hat, muss meist Abstriche bei den Arbeitsbedingungen machen. So sind viele temporär beschäftigt oder arbeiten auf Abruf. Oft sei dies allerdings ein Übergang und erster Schritt für eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt, schreibt das Bundesamt für Statistik.
Viele ehemals Ausgesteuerte arbeiten teilzeitlich und möchten ihr Pensum erhöhen. Die meisten müssen zudem Lohneinbussen hinnehmen: Ihr Brutto-Stundenlohn (Median) liegt bei 27.50 Franken, während er für andere Arbeitnehmende 36.20 Franken beträgt.