Roger Köppel, Nationalrat der SVP, hat sich aus dem Zürcher Ständeratsrennen zurückgezogen. Damit ist klar: Der Kampf um den Ständeratssitz wird zum Duell zwischen der Grünen Marionna Schlatter und dem FDP-Vertreter Ruedi Noser.
Der Zweikampf bringt die Grünliberalen in die Zwickmühle. Das Grüne wie auch das Liberale im Namen tragend, müssen sie – im Entscheid zwischen der Umweltpolitikerin und der Unternehmerpersönlichkeit – quasi in ihrer Ur-Frage erstmals Farbe bekennen.
Klima-Wende und Frauen-Wahl
«Das ist für uns natürlich keine einfache Situation, weil wir uns für mehr junge Frauen in der Politik einsetzen», sagt Nicola Forster, Co-Präsident der GLP Zürich. «Gleichzeitig vertreten wir einen Wirtschaftsstandort Zürich, der stark sein muss. Das Liberale, bei Ruedi Noser, sehen wir darum absolut auch. Wir sind da dazwischen.»
Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen Zürich, rechnet damit, dass die grüne Kandidatin von vielen Grünliberalen unterstützt wird. «Die zweite Hälfte von der Wählerinnen- und Wählerschaft muss auch vertreten sein. Haben wir doch Klima-Wende und Frauen-Wahl als die beiden dominierenden Tendenzen in diesem Wahlherbst gehabt.»
Wenn Glättli in der Situation der GLP wäre, würde er sich überlegen, wer seine eigenen Wählerinnen und Wähler sind, so Glättli. «Wie bilde ich das am ehesten ab? Das ist eine nicht ganz einfache Frage.»
Das ist für uns natürlich keine einfache Situation.
Smartspider uneindeutig
Die Smartspider der gewählten Nationalrätinnen und Nationalräte zeigen: Die GLP hat Überschneidungen mit den Grünen bei Umweltthemen wie einer CO2-Reduktion, aber auch bei gesellschaftlichen Fragen wie einer Elternzeit.
In der Wirtschaftspolitik oder bei sozialpolitischen Fragen sind sich aber FDP und GLP näher. Beispielsweise befürworten beide ein Freihandelsabkommen mit den USA oder ein höheres Rentenalter.
Der Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann hält eine Unterstützung für den FDP-Kandidaten daher für logisch: «Wenn ich die letzten Jahre, wie ich sie in Bern erlebt habe, Revue passieren lasse, dann hat es wahrscheinlich mehr Abstimmungen gegeben, bei denen die Grünliberalen im Mitte-bürgerlichen Lager gewesen waren, als dass sie total mit den Linken gestimmt hätten. Wenn sie das jetzt ändern wollten, wäre das ein Verrat an ihren eigenen Wählern.»
Aufschlussreiche Panaschierstimmen
Die Panaschierstimmen zeigen indes: Von GLP-Wählern gingen deutlich mehr Stimmen an die Grüne Partei als an die FDP.
Für Leute, die in Grautönen denken können, sind wir sehr wohl greifbar.
Um einen generellen Entscheid zwischen Grünen und FDP gehe es für die Partei aber sowieso nicht, sagt GLP-Präsident Jürg Grossen. «Genau in diesen Fragen können wir das Zünglein an der Waage sein. Im Umwelt- und Klimaschutz werden wir die gleichen Ziele haben wie die Grünen. In der Finanz- und Wirtschaftspolitik wie FDP und Rechts. Dann können wir uns wahlweise entscheiden.»
Bleibt die GLP also ungreifbar? «Für Leute, die nur schwarz-weiss kennen», sagt Grossen. «Für Leute, die in Grautönen denken können, sind wir sehr wohl greifbar.»
Die Grünliberalen Zürich entscheiden in einer Woche. Gut möglich, dass sie dem Rat ihrer Mitgründerin und Alt-Ständerätin Verena Diener folgen und Stimmfreigabe beschliessen.