Das Wichtigste in Kürze:
- Dass Bancomaten zu wenig Geld ausspucken , kommt zwar selten vor, aber es passiert: «Kassensturz» und «Espresso» kennen mehrere Fälle.
- Offizielle Zahlen für die Schweiz gibt es dazu nicht. Die Banken sprechen von «sehr wenigen Fällen».
- Betroffene können kaum beweisen, dass der Bancomat zu wenig Geld ausgegeben hat. Sie können jedoch bei ihrer Bank ein sogenanntes «Chargeback»-Verfahren verlangen.
- Das Verfahren untersucht, ob eine Transaktion ordnungsgemäss abgewickelt wurde. Einzelne Banken bieten es gratis an – andere verrechnen dafür 30 bis 60 Franken .
200 Franken wollte ZKB-Kunde Klaus Zweibrücken Ende Oktober an einem ZKB-Bancomaten im Hauptbahnhof Zürich beziehen. Aber die Maschine spuckte zu wenig Bargeld aus: «Der Automat gab lediglich eine Hunderter- und eine Fünfziger-Note heraus. Gleichzeitig hörte ich ein Rascheln, wie von zerknülltem Papier.» Am Bancomat-Bildschirm erschien zudem die Meldung «Geld wurde eingezogen», erzählt Zweibrücken.
Fall 1: Bei ZKB Entschädigung nicht möglich
Klaus Zweibrücken ging davon aus, dass ihm die fehlenden 50 Franken nicht belastet – oder bei einer Abbuchung nachträglich wieder gutgeschrieben würden. Als beides nicht geschieht, meldet er sich bei der Zürcher Kantonalbank. Doch diese antwortet ihm, es liege kein Fehler vor: «Der Bezug erfolgte ordnungsgemäss». Eine Entschädigung sei deshalb nicht möglich.
Das kann Zweibrücken nicht nachvollziehen: «Zumal am Bancomat ja die Meldung erschien, wonach das Geld eingezogen wurde. Meine Erwartung war schon, dass diese Meldung auf dem Bancomat-Protokoll ersichtlich wäre. Das war sie aber offenbar nicht.»
Nach «Kassensturz»-Anfrage: ZKB findet fehlendes Geld doch noch
Zwei Monate später – und nach einer Anfrage von «Kassensturz» – meldet sich die ZKB erneut bei Klaus Zweibrücken. Ein Techniker habe sich den Automaten nochmals angesehen und «hinter der Fassade» eine zerknüllte 50er-Note gefunden.
Fall 2: Postomat spuckt 100 Euro zu wenig aus
Zu wenig Geld vom Bancomaten, diese Erfahrung machte auch Gabriela Enderli. Für ihre Ferien im Ausland wollte sie an einem Postomaten in Zürich 300 Euro abheben. «Heraus kamen aber nur 200 Euro. Ich habe extra noch gewartet und den Automaten genau geschaut, ob die 100 Euro nicht doch noch auftauchen. Dies war aber nicht der Fall», erinnert sich Enderli. Sie meldet den Vorfall der Post . Diese sagt ihr jedoch, sie müsse sich an ihre Hausbank wenden, die Raiffeisen-Bank.
Die Raiffeisen geht der Sache nach und teilt Enderli mit, ein Post-Mitarbeiter habe den betreffenden Postomaten kontrolliert, aber keine keine Unregelmässigkeit festgestellt. Die Raiffeisen bietet der Kundin an, sie könne zusätzlich eine offizielle Nachforschung in Auftrag zu geben. Das sogenannte Chargeback-Verfahren würde aber 60 Franken kosten. «Da hab ich gedacht: 60 Franken bezahlen wegen 100 Euro und es kommt wahrscheinlich sowieso nicht mehr dabei heraus: Das mache ich nicht.»
Gabriela Enderli ärgert sich nicht so sehr über die fehlenden 100 Euro, sondern dass man der Technik offenbar mehr glauben schenkt, als ihr. «Ich sage etwas und der Computer sagt etwas anderes. Und dann ist offenbar klar, dass ich mich täusche.»
Auch bei Klaus Zweibrücken ist das Vertrauen in die Technik nach dem Vorfall angekratzt. «Bei Bancomat-Bezügen erwarte ich jetzt irgendwie, dass wieder zu wenig Geld rauskommt. Aber das legt sich wahrscheinlich nach einiger Zeit.»