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Verkehrsfachleute fordern breitere Strassen
Aus Echo der Zeit vom 19.08.2018. Bild: Keystone
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Wegen SUV und Co. Der Bund fordert breitere Strassen

Autos, Velos, Fussgänger: Es habe immer mehr von allem, sagt Benno Schmid vom Bundesamt für Strassen (Astra). «Wir werden immer mehr Mischverkehr haben, deshalb braucht es mehr Platz auf den Strassen.» Im Zentrum stehe die Sicherheit. «Die Autos sind in den letzten Jahrzehnten unter anderem wegen der Verkehrssicherheit breiter geworden. Auch die Velos sind breiter geworden.» Damit sich diese beiden Verkehrsteilnehmer nicht in die Quere kommen, müssten gemäss Schmid auch die Fahrbahnen breiter werden.

Die meisten Autos werden breiter gebaut

Nicht nur die Geländewagen, auch die anderen Autotypen machen sich breit: So mass der erste VW Golf noch 1,6 Meter, die aktuelle Version bereits 1,8 Meter. Der neue Golf ist also 20 Zentimeter breiter.

Dafür die Strassen anzupassen, komme aber nicht in Frage, sagt Michael Töngi. Er ist Vorstandsmitglied des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) und sitzt für die Grünen im Nationalrat. «Wir haben in der Klimapolitik grosse Probleme. Vor allem der Mobilitätsbereich erreicht seine Ziele nicht. Die Autos werden immer grösser und schwerer. Wir müssen das sicher nicht mit breiteren Strassen fördern.»

Auch SP-Nationalrat Matthias Aebischer mahnt an das Klimaabkommen von Paris, demnach die Schweiz ihren CO2-Ausstoss bis 2030 halbieren müsste. Der Präsident von Pro Velo hat zwar grundsätzlich nichts gegen eine Anpassung der Norm zur Strassenbreite.

Dann können die Autos vielleicht nur noch einspurig fahren. Ob das die Autolobby will, sei dahingestellt.
Autor: Matthias AebischerNationalrat (SP/BE)

Aber: Wenn breitere Strassen, dann für die, die kaum CO2 ausstossen, also für die Velofahrer und die Fussgängerinnen. Daher könne die Norm für breitere Strassen auch anders umgesetzt werden, als mancher Autofahrerin lieb ist. «Wenn Sie die Norm ändern und die Autos mehr Platz brauchen auf der Strasse, dann heisst das vielleicht, dass die Autos nur noch einspurig fahren können. Ob das die Autolobby will, sei dahingestellt.»

Mehr Unfälle durch breite Strassen?

Der Verband der Verkehrsfachleute, der die Norm für die Strassen anpassen möchte, hat laut eigenen Angaben über 2000 Mitglieder. Es sind Vertreter von Unternehmen, technischen Büros und aus kantonalen und kommunalen Ämtern. Auch das Bundesamt für Strassen und die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) sind darin vertreten. Letztere hatte sich gegen eine erste Version zur Anpassung dieser Norm gewehrt.

Bfu-Sprecher Marc Kipfer sagt, geplant gewesen sei eine Verbreiterung der Strassen von bis zu einem Meter. Für die Bfu zu viel: «Man weiss aus der Unfallforschung, dass zu breite Strassen dazu verleiten, schneller zu fahren. Und das ist kontraproduktiv, da hat man eher mehr Unfälle.»

Hinter einer Verbreiterung mit Mass – Kipfer spricht von bis zu 20 Zentimetern – könne die Beratungsstelle für Unfallverhütung hingegen stehen.

Man weiss aus der Unfallforschung, dass zu breite Strassen dazu verleiten, schneller zu fahren. Da hat man eher mehr Unfälle.
Autor: Marc KipferBeratungsstelle für Unfallverhütung

Strassenbreite wird zum Politikum

Die Verkehrsfachleute brüten bald über einen neuen Vorschlag zur Anpassung besagter Norm. Danach geht sie in die Vernehmlassung.

Normalerweise haben Politiker zu Bau-Normen nichts zu sagen. Sie haben aber die Möglichkeit, solche Normen in ihren Kommissionen zu thematisieren und sie in die Räte zu bringen. In diesem Fall zeichnet sich schon jetzt ab, dass die künftige Strassenbreite in der Schweiz zum Politikum wird.

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