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Weniger Tierleid Schweizer Schweinezucht verzichtet definitiv auf Stutenblut

Der Verband der Schweizer Schweinezüchter verbietet das umstrittene Hormonpräparat PMSG.

Auf sogenannten Blutfarmen in Island wird trächtigen Stuten literweise Blut abgenommen. Mit dicken Kanülen werden die Halsvenen der Pferde angezapft – die Tiere werden dazu unter teils tierquälerischen Bedingungen in enge Gatter gedrängt und fixiert. Kassensturz berichtete Anfang Februar 2022 über das Leid der Pferde in Island. 2015 waren die gleichen Zustände auch schon auf Blutfarmen in Südamerika bekannt geworden.   

Im Blut der trächtigen Stuten findet sich das Hormon PMSG, das in der Schweinezucht zur sogenannten Synchronisation verwendet wird: Die weiblichen Tiere werden damit schneller und gleichzeitig empfängnisbereit, die Ferkel kommen gleichzeitig zur Welt, können zeitgleich zum Mäster und später zum Metzger gebracht werden. Das spart Zeit und Kosten.

Wir wollen mit diesen Bildern von Blutfarmen nicht in Verbindung gebracht werden.
Autor: Meinrad Pfister Suisseporcs-Zentralpräsident

Schluss mit PMSG bei Schweizer Schweinefleisch

Nun wird PMSG in der Schweiz definitiv verboten. Das hat der Zentralvorstand von Suisseporcs, dem Verband der Schweizer Schweinezüchter, einstimmig entschieden. «Wir wollen mit diesen Bildern von Blutfarmen nicht in Verbindung gebracht werden», sagt dazu Suisseporcs-Zentralpräsident Meinrad Pfister zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Man wolle nicht als Anwender für etwas gerade stehen, das eigentlich in der Verantwortung der Hersteller solcher Präparate liege.

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Der Entscheid bedeutet, dass sämtliches Schweinefleisch aus der Schweiz künftig nichts mehr mit PMSG zu tun hat. Bei Label-Fleisch (z.B. Biosuisse, IP-Suisse) war das Hormonpräparat ohnehin schon verboten. Nun kommt das Verbot auch beim konventionellen Fleisch, das mit 70 Prozent den weit grösseren Anteil hat. Ein Antrag zuhanden des zuständigen Gremiums des Bauernverbands sei geschrieben, sagt Meinrad Pfister, dessen Genehmigung sei reine Formsache. Das Verbot könne dann in die Richtlinien des Qualitätsprogramms «QM-Schweizer-Fleisch» des Bauernverbandes aufgenommen werden. «Ab 2023 wird es dann auch kontrolliert.»

Die Konsumentinnen und Konsumenten werden diese Änderung nicht unmittelbar spüren.
Autor: Meinrad Pfister Suisseporcs-Zentralpräsident

Preis von Schweinefleisch sollte nicht steigen

Für die Schweinezüchter bedeutet der Verzicht auf PMSG einen Mehraufwand, da sich die Geburten der Jungtiere über mehrere Tage hinziehen. Entsprechend zieht sich auch die Überwachung der Geburten in die Länge. Dass sich dieser Mehraufwand auf den Fleischpreis auswirken wird, verneint Suisseporcs-Zentralpräsident Meinrad Pfister: «Die Konsumentinnen und Konsumenten werden das nicht unmittelbar spüren.»

Die grosse Mehrheit der Schweizer Züchter habe das Präparat ohnehin schon länger nicht mehr eingesetzt. Hinzu komme, dass sich die Schweinezucht in der Schweiz stark von jener im Ausland unterscheide: «Wir haben ein Kupier-Verbot, Vollspaltenböden sind verboten, Kastration darf nur unter Narkose stattfinden und so weiter. Das Verbot von PMSG ist da einfach ein weiteres Puzzleteil, das für sich allein keinen Mehrpreis auslösen wird.» Alles in allem sei es aber so, dass aufgrund der höheren Ansprüche an die Qualität von Schweizer Fleisch auch ein höherer Preis dafür bezahlt werden müsse.

Espresso, 18.02.22, 08:13 Uhr

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