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300'000 Bankdaten illegal gelagert
Aus Rundschau vom 28.05.2014.
abspielen. Laufzeit 10 Minuten 55 Sekunden.

Schweiz Wenn Bankkundendaten ungesichert auf dem Trottoir stehen

Aus einer amerikanischen Bank gelangen illegal vertrauliche Bankdaten in falsche Hände. Jahrelang lagern diese Kundenfichen mit Angaben zu Löhnen und Kreditraten praktisch ungesichert bei einem Kreditvermittler. Die Finma erfährt davon, unternimmt aber erstmal – fast nichts.

Die «Rundschau» konnte eine höchst seltene Aktion filmen: Auf dem Videomaterial ist zu sehen, wie die Finanzmarktaufsicht Finma rund 300'000 Bankkundendaten abtransportiert.

Solche Daten, die ursprünglich der amerikanischen GE Money Bank gehörten, lagerten während neun Jahren illegal ausserhalb der Bank beim grössten Kleinkreditvermittler der Schweiz, der Aliu Finanz GmbH.

«Bankkunden bei der Konkurrenz abwerben»

«Ich erhielt diese Bankdaten von der GE Money Bank», berichtet Aliu-Finanz-Chef Lulzim Aliu. Mit den Angaben aus dem Kleinkreditregister sollte Aliu nach eigenen Angaben Bankkunden bei der Konkurrenz abwerben. Die Herausgabe der Daten durch die GE Money Bank – ein klarer Verstoss gegen die Richtlinien des Schweizer Kleinkreditregisters ZEK.

Pikant: Aliu, der inzwischen in einem Lohnstreit mit seiner früheren Auftraggeberin liegt, informierte bereits im Frühsommer 2013 die Finanzmarktaufsicht Finma über die illegalen Bankdaten in seinem Büro.

«Rundschau»-Recherchen zeigen nun: Die Finma zog damals nur einige wenige der vertraulichen Dokumente ein. Die grosse Masse liess sie in Alius Büro zurück – gelagert zwischen Mineralwasserflaschen. Dort blieben die restlichen Kundendossiers noch neun Monate lang – bis die Finma sie im März 2014 schliesslich abholte.

«Finma müsste Strafbehörden einschalten»

Die Bankenexpertin Monika Roth von der Hochschule Luzern ist schockiert, als sie die Bilder der «Rundschau» sieht. «Es ist ein Skandal, wie diese vertraulichen Bankkundendaten ausserhalb der Bank in einem Hinterzimmer gelagert werden. Ein Verstoss gegen das Bankgeheimnis.»

Die Cembra Money Bank, wie die GE Money Bank heute heisst, lehnt ein Interview ab und begründet dies mit einem laufenden Gerichtsverfahren. In diesem weist sie die Vorwürfe zurück.

Finanzexpertin Roth kritisiert auch, dass die Finanzmarktaufsicht Finma zu passiv auf die Herausgabe von vertraulichen Bankkundendaten und damit einen Gesetzesverstoss reagierte. «Die Finma müsste die Bankdaten den Strafbehörden zur Verfügung stellen. Ich bin erstaunt, dass sie dies nicht gemacht hat», so Roth zur «Rundschau».

Die Staatsanwaltschaft Zürich wurde von der «Rundschau» auf den Gesetzesverstoss aufmerksam gemacht und prüft jetzt eine Strafuntersuchung. Die Finanzmarktaufsicht Finma wiederum will zur Kritik nicht Stellung nehmen und schweigt zur laufenden Untersuchung im Fall Cembra Money Bank und Aliu.

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