Ein unscheinbares Altbau-Haus in Basel. Hier wohnen 14 Jugendliche aus aller Welt, die in die Schweiz geflüchtet sind. WUMA, Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Asylsuchenende, heisst die Einrichtung. Sieben Betreuer kümmern sich um die Jugendlichen – helfen beim Hausaufgaben lösen, bringen ihnen die Verkehrsregeln bei und kochen mit ihnen.
Die Kinder müssen auf eigene Faust Fuss fassen.
Mit dieser Wohnform sei es möglich, die besonderen Bedürfnisse von Minderjährigen zu berücksichtigen und sie im Alltag zu begleiten, sagt Renata Gäumann, Asylkoordinatorin des Kantons Basel-Stadt: «Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist nicht derselbe wie mit Erwachsenen. Zudem haben diese Asylsuchenden eine lange Reise hinter sich, vermissen ihre Familie aufs Schmerzlichste und müssen auf eigene Faust hier Fuss fassen.»
Deshalb legt der Kanton Basel-Stadt Wert darauf, dass junge Flüchtlinge, die ohne Eltern hier sind, nicht zusammen mit erwachsenen Asylsuchenden wohnen.
Anders präsentiert sich die Situation im Nachbarkanton Baselland. Dort wohnen Flüchtlingskinder teilweise in ganz normalen Asylunterkünften – unter lauter Erwachsenen.
Kein guter Ort für Kinder
Bei Fachleuten sorgt dies für Kritik. Johan Göttl von der Anlaufstelle Baselland für Asylsuchende sagt, normale Asylunterkünfte seien kein guter Ort für Flüchtlingskinder: «Die Kinder gehen zum Teil in die Schule, müssen Aufgaben machen, sich konzentrieren. Das ist unter Umständen nicht möglich, wenn sie mit Erwachsenen zusammenleben, die einen komplett anderen Tagesablauf haben.»
Zudem gebe es in diesen Heimen auch Alkoholprobleme, häufig Streit. Es sei grundsätzlich nicht gut, wenn Kinder diesen Problemen ausgesetzt sind.
In Baselland sind die einzelnen Gemeinden für die Unterkunft zuständig – und diese sind nicht in der Lage, Heime speziell für junge Flüchtlinge zu betreiben. Also wohnen die Jugendlichen in ganz normalen Asylunterkünften. Wie zum Beispiel in Münchenstein. Kristine Sprysl, die als Leiterin der Sozialen Dienste für die Asylsuchenden zuständig ist, sagt, die Gemeinden seien mit der Situation überfordert, weil sie immer mehr Flüchtlingskinder unterbringen müssen.
Gemeinden hoffen auf Hilfe vom Kanton
Die Situation habe sich in diesem Jahr verschärft. Deshalb fordern die Gemeinden nun Hilfe vom Kanton. Am liebsten wäre ihnen, Baselland würde – so wie der Nachbarkanton Basel-Stadt – ein Wohngruppe speziell für Jugendliche einrichten.
Beim Kanton kennt man diese Wünsche, wie Asylkoordinator Rolf Rossi sagt. Und man sei daran, sich Gedanken zu machen, wie die Gemeinden entlastet werden könnten.
Wie Baselland seine Flüchtlingskinder unterbringen möchte, muss nun die Politik entscheiden. Hier werden noch verschiedene Varianten geprüft. Dass ganz normale Asylunterkünfte aber kein guter Ort für Jugendliche sind, zumindest darüber ist man sich bereits heute einig im Kanton.