Ein Blick auf die Zahlen seit Mai zeigt: Die Quote jener, die Asyl bekommen haben oder vorläufig aufgenommen wurden, ist bei den Eritreern markant zurückgegangen: von 90 auf 65 Prozent. Im Juni hat der Bund eine strengere Praxis beschlossen: Wer aus dem Land geflüchtet ist, bevor er zum umstrittenen Nationaldienst eingezogen worden ist, hat kaum mehr Chancen auf Asyl.
Dass ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Gesuche und der strengeren Praxis besteht, will Léa Wertheimer vom Staatssekretaria für Migration aber nicht bestätigen: «Wir können zwar sagen, wie viele negative Asyl-Entscheide für Eritreer gefällt worden sind in dieser Zeit. Was wir aber nicht sagen können ist, welche Gründe diese Asylsuchenden vorgebracht haben. Also können wir auch nicht sagen, wie oft diese neue Praxis zur Anwendung gekommen ist.»
Präventive Wirkung?
Unbestritten ist: die meisten der abgewiesenen Eritreer bleiben in der Schweiz oder versuchen ihr Glück in einem anderen europäischen Land. Freiwillig zurück wollen sie nicht – aus Angst vor Repression. Und unter Zwang ausgeschafft werden können sie nicht, weil Eritrea die Flüchtlinge nicht zurücknimmt. Eduard Gnesa, Sonderbotschafter des Bundesrats für Migration, glaubt denn auch vor allem an eine präventive Wirkung der verschärften Praxis: Diese spreche sich natürlich vor allem auch bei Menschenhändlern und Schmugglern herum, so Gnesa.
Tatsächlich kamen in den ersten neun Monaten des Jahres nur noch halb so viele Eritreer in die Schweiz wie im gleichen Zeitraum letztes Jahr. Wie viel das allerdings mit der schärferen Asylpraxis zu tun hat, lässt nicht sich nicht sagen.