- Der Grund für die Entgleisung einer S-Bahn der BLS Ende März in Bern ist geklärt: Es weise alles auf einen Ermüdungsbruch einer sogenannten Weichenzungenschiene hin. Das hat die SBB mitgeteilt.
- Die Ursache für die Entgleisung eines Eurocity im Bahnhof Luzern wenige Tage zuvor sei dagegen nach wie vor unklar.
- Die Untersuchungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, die SBB geht aber davon aus, dass zwischen den Entgleisungen in Luzern und Bern kein Zusammenhang besteht.
In Luzern habe es keinen Schienenbruch gegeben. Nach heutigem Kenntnisstand, habe eine unglückliche Verkettung von einzelnen «Elementen» zur Entgleisung geführt. Um welche Elemente es sich handelte, teilte die SBB nicht mit.
Die SBB prüft nun verschiedene Massnahmen im Netzunterhalt. Schäden an Schienen und Weichen sollen noch früher und besser erkannt werden. Bis Ende Jahr wird über mögliche Anpassungen entschieden.
Schadenssumme beträgt rund 11 Millionen Franken
Die Entgleisung des italienischen Eurocity-Zuges in Luzern kommt die SBB teuer zu stehen. Nach bisherigem Kenntnisstand beträgt die Schadenssumme insgesamt rund 11 Millionen Franken.
Dies sagte SBB-Infrastruktur-Chef Philippe Gauderon vor den Medien in Bern. Während die Ursache auch anderthalb Monate nach dem Unglück noch nicht geklärt sei, komme das Ausmass des Schadens langsam zum Vorschein. «Die Schäden sind grösser als zunächst angenommen.»
Wer die Kosten letztlich tragen werde, sei noch unklar. «Das hat im Moment auch keine Priorität.» Für den Moment sei die SBB für die gesamte Schadenssumme aufgekommen. «Wir sind dagegen versichert.»
Lokführer nicht zu schnell unterwegs
Für die SBB und die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (SUST) steht die Suche nach der Ursache der Zugentgleisung im Fokus. Gesagt werden könne derzeit nur, dass die Weichen «regelwerk-konform» kontrolliert und unterhalten worden seien und dass der Lokführer die Maximalgeschwindigkeit nicht überschritten habe.
Ausgegangen werde «von einer seltenen Verkettung von Elementen, die für sich alleine nicht zu einer Entgleisung führen würden». Es sei kein Schienenbruch vorgelegen.
Entgleister Neigezug in Luzern
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Bild 1 von 9. Die Aufräumarbeiten in der Nacht hielten mehrere SBB-Interventions-Teams vom Schlaf ab. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 9. Entsprechend wie ausgestorben präsentierte sich der Luzerner Hauptbahnhof. Wo sonst um diese Zeit Hektik herrscht, herrschte heute Morgen gähnende Leere. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 9. Pendler warteten vergeblich auf Züge. Der gesamte SBB-Verkehr um die Kantonshauptstadt ist lahmgelegt und wird es voraussichtlich nach auch den ganzen Donnerstag bleiben. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 9. Dafür ist heute in Luzern der grosse Tag der Busse. In wahren Kolonnen transportieren sie das an die Bahn gewöhnte Publikum in alle Himmelsrichtungen. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 9. Der gestern in Luzern entgleiste Eurocity der italienischen Staatsbahn Trenitalia kam von Mailand und war unterwegs nach Basel. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 9. Seit dem frühen Mittwochnachmittag verkehrten keine Züge mehr von und nach Luzern. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 9. Der Neigezug entgleiste unter der Langensandbrücke, dem Nadelöhr bei der Einfahrt der Züge in den Bahnhof Luzern. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 9. Der Bahnhof in Luzern blieb für den Zugverkehr auch am Donnerstag gesperrt, da die Bahnanlagen stark beschädigt worden sind. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 9. Bei der Zugskomposition handelt es sich um einen Neigezug vom Typ ETR 610 (ElettroTreno Rapido) der Trenitalia. Der Hochgeschwindigkeitszug wird von Alstom in Italien gebaut. Bildquelle: SRF.
Die Abklärungen zur Entgleisung beim Bahnhof Bern sind weiter
Nur eine Woche nach dem Zwischenfall in Luzern entgleiste in Bern eine S-Bahn-Komposition. «Es weist alles auf einen Ermüdungsbruch im Fuss der Weichenzungenschiene hin», sagte Gauderon.
Es sei das erste Mal, dass ein solcher Defekt auf dem Netz der SBB zu einer Entgleisung geführt habe. Sicher sei, dass zwischen den Entgleisungen der zwei Züge innert Wochenfrist kein Zusammenhang bestehe.
Es sind zwei zeitlich nah zusammenliegende Einzelfälle.
Die Abklärungen der SUST sind noch nicht abgeschlossen.
Bahnhofweichen maschinell prüfen
Weiteren Störungen und Zwischenfällen will die SBB vorbeugen. Die Ultraschallprüfungen, welche die SBB bei Bahnhofweichen mindestens jährlich ausführt, erfolgen bisher von oben nach unten. Die SBB analysiert nun, ob mit Ultraschallprüfungen auch von der Seite Ermüdungsbrüche im Schienenfuss diagnostiziert werden könnten.
Zudem prüft die SBB, ob neuralgische Bahnhofweichen künftig auch maschinell mit dem Diagnosefahrzeug geprüft werden können. Der Vorteil einer solchen dynamischen Überwachung sei, dass die Weiche dabei belastet sei und die Prüfung somit unter «realen» Bedingungen erfolge.