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Zusammenleben «Made in Switzerland»: Bundesrat Guy Parmelin am 1. August 2018.
Aus SRF 4 News aktuell vom 31.07.2019.
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Zum 1. August «Die Frage ist, warum man in der Schweiz wohnt»

Was bedeutet der Nationalfeiertag für die Leute, die in der Schweiz leben? Politologe Laurent Goetschel sagt, welchen Sinn er in den Feierlichkeiten sieht.

Laurent Goetschel

Direktor von Swisspeace

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Der Professor für Politikwissenschaften an der Universität Basel und Direktor der Friedensstiftung Swisspeace arbeitete früher unter anderem als Journalist bei der Nachrichtenagentur AP und als politischer Berater von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey.

SRF News: Ist der 1. August mehr als einfach ein freier Tag?

Laurent Goetschel: Das sollte er schon sein. Es gibt den 1. August aus historischen Gründen. Länder wie die Schweiz haben nach wie vor einen Feiertag, an dem es darum geht, sich zu besinnen, wieso man in diesem Land zusammenlebt.

Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft in einer globalisierten Welt. Welchen Sinn und Zweck hat der Nationalfeiertag noch?

Das hängt bis zu einem gewissen Grad von den individuellen Perspektiven ab. Ich würde sagen, dass Nationalstaaten nach vor wie die politische Einheiten sind, von denen die wichtigsten Entscheidungen für die Menschen gefällt werden. Dass man sich an einem Tag im Jahr dessen bewusst wird, kann sicher nicht schaden.

Wichtige Entscheide werden auch auf Gemeinde- und Kantonsebene gefällt. Warum feiern wir diese nicht?

Ich würde das nicht so eng sehen und nicht so radikal trennen. Es geht darum, das politische Gemeinwesen Schweiz, zu dem auch die Gemeinden und die Kantone gehören, als Ganzes zu sehen. Gewisse Entscheidungen werden zwar auf globaler Ebene getroffen, doch das Land ist nach wie vor eine sehr wichtige Einheit. Hier werden viele Ausmarchungen und auch politische Grabenkämpfe ausgetragen.

Auf nationaler Ebene werden Entscheide, die beispielsweise die Sozialpolitik, die Umweltpolitik oder Erziehungsfragen betreffen, gefällt.

Ist der Nationalfeiertag heute wichtiger als früher?

Das würde ich nicht sagen. Gegenüber den zahlreichen anderen Feiertagen, die wir begehen, ist er nach wie vor wichtig. Früher war die Nation etwas Selbstverständliches, dem man bis zu einem gewissen Grad huldigte und mit dem man sich stark identifizierte. Heutzutage gibt es viele andere Möglichkeiten, sich zusammenzuschliessen. Aber auf nationaler Ebene werden Entscheide, die beispielsweise die Sozialpolitik, die Umweltpolitik oder Erziehungsfragen betreffen, gefällt. Dass man sich dessen an einem Tag im Jahr etwas bewusster wird, ist sicher sinnvoll.

Rund ein Viertel der Einwohner der Schweiz sind Ausländer. Hat sich die Bedeutung des Nationalfeiertags mit ihnen oder durch sie verändert?

Aus meiner Sicht ist der Nationalfeiertag für alle Personen, die in der Schweiz wohnhaft sind, relevant. Auch die Menschen, die das Schweizer Bürgerrecht nicht besitzen, sind von vielen Entscheidungen betroffen. Sie haben ebenfalls Möglichkeiten – wenn auch nicht direkt auf der nationalen politischen Ebene – sich einzubringen und mitzuwirken. Ich sehe den Feiertag als einen Moment, an dem die gesamte Gemeinschaft zusammenkommen sollte und sich einige Fragen stellen sollte.

Man kann in die Schweiz einwandern oder aus der Schweiz auswandern. Die Frage ist, warum man es tut.

Zum Beispiel?

Man kann sich fragen, wieso man in der Schweiz lebt. Man lebt nicht zufällig in einem Land. Früher war man dort wohnhaft, wo man geboren wurde. Heute gibt es viele Möglichkeite, an anderen Orten zu wohnen. Man kann in die Schweiz einwandern oder aus der Schweiz auswandern. Die Frage ist, warum man es tut.

Welche Bedeutung hat der Nationalfeiertag in Zeiten des Nationalismus?

Ich finde wichtig, dass man die Frage der Nation nicht Nationalisten überlässt. Sie ist viel zu wichtig, als dass man sie einer Minderheit überlassen könnte. Es geht am Ende darum, dass man eine Grundlage für einen Konsens findet, der für einen grossen Teil der Bevölkerung passt und nicht nur für eine Minderheit.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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Aus dem Archiv: 1. Augustrede auf dem Rütli 2018
Aus Tagesschau vom 01.08.2018.
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