Eine Delegation von rund 20 Besucherinnen und Besuchern aus Indonesien ist in diesen Tagen in der Schweiz unterwegs, um mehr über das duale Bildungssystem zu erfahren. Die Gäste arbeiten für Ministerien und indonesische Berufsbildungszentren, so genannte Polytechnika. Im Aargau besuchen sie die ABB-Technikerschule Baden, den Verband Swissmechanic in Lenzburg und die Firma Rollstar AG in Egliswil.
In Egliswil werden die indonesischen Gäste durch die Firma geführt. Viele Fragen tauchen auf im Zusammenhang mit der Lehrlingsausbildung: Wie läuft eine Lehre genau ab, wie funktioniert die Ausbildungsplanung, welche Aufgaben übernehmen Lehrbetrieb und Berufsschule?
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Die Delegation wird durch Mitarbeitende von Swisscontact begleitet. Diese Stiftung betreibt unter anderem im Auftrag des Bundes seit 60 Jahren internationale Entwicklungszusammenarbeit. In Indonesien bestehe ein Projekt mit der Regierung, erklärt Kiky Hendarin von Swisscontact. Die Idee sei, das duale Berufsbildungssystem zu stärken. Dieses existiert in Indonesien bereits in der Form der Polytechnika.
Im Land mit seinen über 260 Millionen Einwohnern läuft die Berufsbildung vor allem über Schulen. Man wolle den Gästen nun aufzeigen, dass es nicht für jede Ausbildung einen Universitätsabschluss brauche, so Hendarin. Und dass auch die Lehrmeister anstatt eines Studiums besser viel Berufserfahrung aufweisen. Das sei einleuchtend, meint Agung Wahyono, der für ein Polytechnikum arbeitet. An seiner Schule laufe die Ausbildung bereits dual. Es hänge aber von der Regierung ab, dass dies auch in anderen Teilen des Landes so geschehe.
Er sei vor allem überrascht und beeindruckt, dass die Schweizer Lehrlingsausbildung nicht in erster Linie auf den kurzfristigen Profit ausgelegt sei, so Wahyono. In der Rollstar AG etwa bilde man junge Menschen aus und vermittle ihnen Kompetenzen, ohne ständig nachzurechnen. Berufsbildung sei für ihn eine langfristige Investition, meint Firmenchef Lukas Ziegler.
Konkrete Fragen an den CEO und die Lehrlingsausbilder stellten die indonesischen Gäste auch zu «weichen» Themen, etwa, wie ein Betrieb damit umgeht, wenn Lernende Probleme haben, die man in der Firma lösen muss. Vor allem aber interessiert eines, so Kiky Hendarin: «Wie konnte ein kleines Land so erfolgreich werden?»